Donnerstag, 24. Juli 2008

Notiz

Ob der äußerst zurückhaltenden Informationspolitik seitens Europareisender tut es Not, einige knappe Fakten zum momentanen Stand der Dinge zur veröffentlichen. Details vermag der Russe wohl in etwa einer Woche mal wieder publizieren.

Man befindet sich momenan in Ungarn, genauer gesagt am dortigen Plattensee. Dort urlaubt man gerade, laut meiner Recherchen jedoch momentan bei grausigem Wetter. Zudem scheinen alle drei Akteure noch am Leben zu sein. 7000 Kilometer stehen auf der Uhr.

Mehr ist nicht bekannt. Jemand wird diese Lücke alsbald schließen.

Kühn, der im Besitz eines neuen medialen patellofemoralen ligaments ist. Da staunt ihr.

Freitag, 27. Juni 2008

Der Manpower Express erreicht den Delta-Quadranten

Welt, Kühn, Eichsfeld, Mimmo und alle interessierten Blogverfolger - es ist vorbei. Diese greissliche, ekelhafte Halbinsel des Iberen liegt hinter uns, tot und ausgeblutet, besiegt vom glorreichen MANPOWER EXPRESS. Das sind übrigens wir drei. In den letzten Wochen haben wir uns angewöhnt, dieses südpyrenäische Gräuel als die "Bastogne" zu bezeichnen. In "Band of Brothers" war das nämlich die Gegend, wo die Easy-Kompanie von Kälte, Hunger, Munitionsmangel, Krankheit und Furz und Scheisse heimgesucht wurde. Genau wie wir.
Madrid. Die Stadtmitte sahen wir nie, wir bewegten uns stets in Vororten wie Getafe, Mostoles oder Alcorcon. Und das taten wir über drei Tage. Grund: Keules bereits erwähnte Arschmäntel. Alles explodierte in einem gigantischen Clusterfuck und wir schoben uns mehrere Dutzend Kilometer zusammen, auf der Suche nach einem Fahrradladen mit der richtigen Mantelgröße.
In diesen Tagen entwickelten wir eine neue Taktik, um mit Problemsituationen umzugehen - finden wir mal keinen Platz zum Schlafen, gehen wir einfach saufen. Die ganze Nacht. Hat sich bis jetzt bewährt.
Für eine Stadt madrider Größe ist das Sortiment in den Läden echt ein Haufen Nichts. So stellen wir uns sozialistische Mangelwirtschaft vor. Erst in einem monumentalen Gigantischladen am dritten Tag fanden wir die nötigen Fahrradteile. Dann zogen wir endlich raus aus der spanischen Hauptscheisse, mit Valencia im Visier.
Für etwa zwei oder drei Tage.
Dann ging mein Mantel flöten. Als ob ich die Tage davor nicht schon genug gestraft war mit erheblichem Dünnschiss. Dazu möchte ich aus den gesammelten Werken des großen Otti zitieren: "Furzen ist ja schon lustig. Aber Durchfall ist die höchste Komödie."
Bis Valencia konnten auch diese Hürden genommen werden; ich scheiße nicht mehr dünn (und grün) und der Mantel ist ersetzt. Seitdem hat auch der Regen aufgehört, dafür brennt die Sonne wie meine Poperze nachts im Zelt. Am Mittelmeer verbrachten wir mehrere Tage in Wasser und Ruhe, sahen Fußball, führten Konversation mit barbusigen Strandmädchen und bekamen Mittelohrentzündungen. Letzteres Vergnügen blieb aber allein Otti vorbehalten. Er hat sich dieses Laster inzwischen fast wieder abgewöhnt. Fast.
Dann wär es über Barcelona, die Küste entlang, immer schön flach nach Frankreich zurück gegangen. Aber solch niedere Spielchen treibt der MANPOWER EXPRESS nicht. Wir peitschten über mörderische Paesse quer durchs Gebirge und kämpften uns gestern erneut über die Pyrenäen, zurück ins Land der Unbegrenzten Dosenravioli.
Das Stück, was wir jetzt noch zu fahren haben, nennt sich Delta-Quadrant. Leute, die damals "Voyager" geguckt haben, werden wissen, warum. Es ist der Heimweg, Mann. Screw you guys. We're going home.
An unseren Rädern klebt jetzt das Blut von etwas über 5000 Kilometern. Damit liegen wir übrigens eine Woche vor dem ursprünglichen Zeitplan. Nimm das, Krüppelkniekühn mit deiner Luschenplanung.
Friede den Schnitten, Krieg den Zerfetzten,
Der Russe. Auch Grüße vom anderen unwichtigen Pack. Was zusammen übrigens formt den MANPOWER EXPRESS.

Sonntag, 8. Juni 2008

Knie des Todes - Hopp Schwiiz!

Es ist mal wieder Zeit, neueste Erkenntnisse aus der kühnschen Knieforschung zu veröffentlichen. Mein Chirurg des Vertrauens sah sich unlängst wie versprochen nach einem ausgewiesenen Fachmann für meine Sorgen um. Er wurde fündig, sandte mich zu einem Spezialisten in die Landeshauptstadt. Ich bekam dort einen Termin, bereits am nächsten Tag. Normalerweise wartet man darauf etwa einen Monat, so wurde es mir aus gut informierten Kreisen zugetragen.

In Erfurt hatte man sich nach einem Blick auf die MRT-Bilder schnell entschieden. Es gäbe zwei Möglichkeiten, fortzufahren. Entweder, man tut gar nichts und nimmt weitere Luxationen hin oder man entscheidet sich zur Durchführung einer neuen, hochqualitativen Operationsmethode, die erst seit wenigen Jahren eingesetzt wird und einen deutlich verbesserten Halt für die Kniescheibe verspricht. Das Negative an dieser Möglichkeit ist die Genesungsdauer. Mindestens vier Wochen muss im Anschluss mit Krücken gelaufen werden, erst nach einem Vierteljahr sei die Behandlung abgeschlossen.

Nungut, um die Knie noch für einige Jahrzehnte mehr oder minder funktionstüchtig zu halten, ist die Operation wohl unumgänglich, weswegen ich mir für sie entschied. Jedoch fand sich vor Juli kein freier Termin mehr. Diesen einen konnte ich schon nur durch die Bemühungen des Heiligenstädter Chirurgen ergattern. Den zunächst vorgeschlagenen Termin im August - nach dem Ende der Europatour - konnte ich aus studientechnischen Gründen nich annehmen. Die Zeitspanne zwischen OP und Studium wäre zu klein, um in diese noch Wohnungssuche, Umzug und alles weitere Notwendige krückenfrei zu quetschen.

Das Fahrradfahren erlaubte man mir in Erfurt für die Zeit vor der Operation. Jedoch sollte ich insbesondere beim Auf- und Absteigen vom Rad aufpassen, dass ich mein Knie nicht verdrehe. Ich begann zu Hause zu rechnen, wieviel Zeit mir zum Strampeln durch die europäischen Landen bliebe. Mir stand ein Zeitraum von etwa fünf Wochen zur Verfügung, nicht allzu viel also. Ich hätte demnach aus der Grenzregion zwischen Frankreich und Italien wieder nach Hause fliegen müssen. Dies bedeutet, schon wenige Tage nach dem Wiederbeginn erste Gedanken über die Rückreise im Kopf zu haben, da selbstverständlich stets exakt geplant werden müsste, um an einem Tag X exakt an einem Flughafen Y anzukommen, um zurück zu fliegen. Knapp 400 Euro hätten Hin- und Rückreise zudem gekostet. Außerdem war meine Kondition nach vier Wochen des Nichtstuens natürlich wieder gegen Null. Insbesondere das rechte Bein war und ist äußerst geschwächt.

Ich überlegte also hin und her, suchte schließlich nach alternativen Möglichkeiten zum Zeitvertreib für die kommenden Wochen. Ich wurde fündig - in der Schweiz. Gestern ging es dort los mit der Fußball-EM. Ich hab demnach beschlossen, kurzfristig dort hin zu reisen und ein paar Tage oder Wochen ebenda zu verbringen. Zunächst werde ich morgen früh nach Bern fahren, dort in einem FanCamp residieren. Was ich danach mache, wird sich zeigen. Stadion-Tickets hab ich keine. Bei eBay bieten Menschen dreistellige Beträge für eine solche Karte, zum Teil sogar vierstellige.

Die Europäer passierten inzwischen Madrid. Dies entnahm ich fernmelderischen Botschaften. Näheres wird hier veröffentlicht. Im zivilisierten Schweizerland werde ich sicher ab und an auf das Internetz zugreifen können.

Wenn mir danach ist, werde ich neben der Schweiz mal einen Abstecher ins Fürstentum Liechtenstein machen. Dann können wir diese beiden Länder noch halb zu den Europatournationen dazurechnen ;)

Ein wieder komplett lauffähiger Kühn - vorerst.

Mittwoch, 4. Juni 2008

Alarm fuer des Russens Cobra 11 - Die Autobahnpolizisten

Cobras sind was geiles, vor allem als Fahrrad. Mein gutes, schnittiges Cobra hat die letzten nunmehr 56 Tage Tour ohne jegliche Pannen überstanden. In Lugo hab ich meinen hinteren Mantel gewechselt, weil der heruntergefahren war, aber das ist ja normaler Verschleiß. Otti hatte aber bereits seine blöden Tretarme kaputtgemacht, und heute musste er sich wieder neue Pedale kaufen, weil die locker waren. Und Keule... ja, der Keule.

Sein Hinterreifen hatte ja immer die Angewohnheit, Schläuche zu zerstören. 3 oder 4 Mal musste man flicken oder wechseln. Der Verdacht kam auf, dass der Mantel schlecht sei, zu dünn. Einige Kilometer vor Castelo Melhor (Portugal) wurde dann der Beweis für diese Theorie sichtbar - der Mantel war gerissen. Wir konnten 15 km weiterreiten, dann explodierte der Schlauch und unsere Helden waren gezwungen, in die nächste Stadt zu schieben. Problematisch bei dieser Panne war, dass in Portugal Keules Mantelformat anscheinend nicht existiert. In dieser ominösen "nächsten Stadt" gab es zwar Fahrradläden, aber nichts Passendes.

Abends flickte Otti den Mantel mit Nadel und Faden. Den ganzen Tag war vor Stolz und Selbstbeweihräucherung seinerseits keine Rettung mehr: das Produkt seiner Fertigkeit riss zwar irgendwann ein wenig auf, brachte uns aber fast 40 km weit bis nach Vilar Formosa an der Grenze zu Spanien. Seit diesem erfrischend touristengerechten Örtchen reist Keule am Vorderreifen mit Rennradmantel und -schlauch. Was anderes gab es in der Groesse nicht. Hält bisher aber sehr gut.

Jetzt sind wir wieder einige Tage in Spanien, haben Avila erreicht. Auch hier kein passender Mantel. Was soll's. Schauen wir halt in Madrid oder Valencia.

Ich nenne Vilar Formosa erfrischend touristenfreundlich, da die letzten Tage in Portugal uns durch bergiges Gelände mit steppiger Vegetation führten, wo die einzigen höheren Lebewesen pick-up-fahrende, arme Bauern und wilde Hunde waren. Letztere bellen gerne, präsentieren ihre hungergeformten Rippen und verfolgen dich dann mit all ihren unterernährten Freunden, bis ein Auto sie von der Fahrbahn scheucht. Spanien ist lässiger. Ohne wilder Hunde.

Allerdings wird es auch hier nicht langweilig. Wir wollten aus Ciudad Rodrigo nach Salamanca fahren, aber der Weg zur Nationalstrasse in die Richtung war nicht gescheit ausgeschildert, sodass wir auf die Autobahn kamen. Bei der Auffahrt waren Fahrräder nicht explizit verboten, also warum nicht. Die heilige Dreifaltigkeit der Europabesteiger befuhr die Autovia für etwa 10 km, bis sie an einer Raststätte von einem Polizisten aufgehalten wurde. Dieser erklärte auf spanisch mit gelegentlichen Englischeinwürfen, dass Fahrräder auf der Autovia nichts verloren hätten (wir wissen aber, dass das nicht immer wahr ist) und dass die Nationalstraße parallel verläuft. Der Mann war so gut, uns nicht mit Geldstrafen zu belasten, gebot uns aber, die Autbahn bei der nächsten Ausfahrt zu verlassen.

Wir taten dies. Und direkt am Kreisverkehr, der uns schließlich zur eigentlich geplanten Nationalstrasse führte, warteten die Kollegen unseres Polizisten und prüften genau, ob wir die Autovia auch wirklich verließen. Aber warum in aller Welt sollten wir auf einer mehrspurigen Autobahn strampeln, wenn genau parallel eine gänzlich unbenutzte Bundesstraße langführt?

Und heute haben wir wieder einmal Kontakt mit den lokalen Behörden aufgenommen. Wir saßen auf einer Bank und warteten, bis die avilanischen Läden endlich aus dieser absurden Mittagspause gingen, da kamen eine Frau und ein Mann in Uniform und wollten unsere Ausweise sehen. Wir bekamen die Dokumente wieder, nachdem der Kerl unsere Namen durch Funk durchgegeben hatte. "Was something wrong?", fragte Otti anschließend, und die Frau verneinte. Wahrscheinlich waren sie einfach neugierig. Vielleicht hatten auch vor 4 Tagen drei deutsche Fernradfahrer einen Schnapsladen überfallen und ein paar Leute abgeknallt. Waren aber wohl nicht wir. Ehrlich nicht.

So. Übermorgen wollen wir in Madrid sein und dann irgendwie zusehen, wie wir nach Valencia kommen. Der direkte Weg scheint nämlich nur über Autobahn zu verlaufen. Und wer es noch nicht weiß, wir wollten ja über Abrantes fahren, haben unseren Aufenthalt in Portugal aber gekürzt, um ein paar Berge mehr mitzunehmen. So sind wir halt, schlagen Haken wie die Hasen, haben aber dafür viel-viel längere Genitalien als diese dummen Nager.

Gruß an die Heimat, macht weiter gute Wurst, ehrt euer Brot und fahrt euch nicht so tot,

DER Russe.

Montag, 26. Mai 2008

Montag ist Entscheidungstag. LOL.

Der lang ersehnte Entscheidungstag ist gekommen. So dachte ich es mir heute Morgen, als ich in die chirurgische Praxis meines Vertrauens stiefelte. Radiologischer Befund ist da, Bilder vom MRT sind da. Was auch da ist, ist ein nach vielen Aussagen eigentlich äußerst kompetenter Arzt, der mit seinem Latein am Ende ist.

Ja, Richtig, er maßt sich nicht an, zu entscheiden, welches weitere Vorgehen im Fall Kühn nun angebracht sei. Einer schlichten weiteren "Fesselungsoperation" zur Fixierung der Kniescheibe an dem Ort, wo sie eignetlich hin gehört, hält er für keine sondernlich langfristige Investition in mein Wohlbefinden. Alle weiteren in Frage kommenden Möglichkeiten sind zudem nur Spekulationen, ihre Umsetzung wird skeptisch betrachtet.

Bilanz des diesmal nur zweistündigen Praxisbesuchs: Der Medicus Nexus macht sich auf, einen Spezialisten in seinem Bekanntenkreis zu finden, der sich der Lebensaufgabe Kühn gewachsen sieht. Fortsetzung folgt. Am Mittwoch, am gleichen Ort.

Ein noch eher an Altersschwäche als durch einen kniechirurgischen Eingriff sterbender Kühn

Donnerstag, 22. Mai 2008

Fronturlaub mit Freunden

Es ist soweit! Nach 40 Tagen und weit über 3000km Strecke erreichten wir Portugal. Nun lautet die Devise für die validen 75% der Europabesteiger: Schnitzel weg und auf höchst hedone Art und Weise den lujo Jorsch keinen Meter mehr als nötig zu bewegen. Ja, wir machen Urlaub im Land von günstigen Campingplätzen und weltoffener Bevölkerung, deren Sprache wie eine Mischung aus Holländisch und Tschechisch klingt. Wir befinden uns sehr weit im Norden in Vila Praia de Âncora, kaum einen Katzenwurf von Spanien entfernt und doch ist fast alles anders. Nahezu alle Portugiesen, die wir bis jetzt kennenlernen durften, sprechen Englisch und so fällt die Kommunikation doch etwas leichter, als beim großen Nachbarn Spanien. Nicht einmal auf dem mainstreamigen Jakobsweg vermochten wir einen Iberer zu finden, der mehr verständliche englische Worte herausbrachte, als ein betrunkenes Baby aus Timbuktu. Jedenfalls lässt es sich hier gut aushalten und wir haben auch schon einige Kontakte genüpft. Da wären z.B. Marc, der Campingplatzportier und Albert aus Holland, der neben uns tollkühnen Recken die einzige Person auf diesem Zeltplatz zu sein scheint.

Unsere Tage enthalten nebem purem Nichtstun und angewandtem Rumgammelismus auch einige kreative Phasen, die sich im Dichten von Liedern, Schreiben von Kurzgeschichten oder im Verfassen von Blogeintraegen niederschlagen. Gefördert wird diese Kreativität hin und wieder durch die Zuführung von Wein in allen möglichen Farben und die fachgerechte Anwendung von Cerveja. Ganz nebenbei hat sich, seit wir von Galizien nach Portugal übersetzten, sogar das Wetter zu unserem Vorteil verändert. Während wir in den ersten 40 Tagen fast 40 Regentage hatten, ist es hier in Âncora trocken und sonnenscheinig und wir werden wahrscheinlich erst wieder mit Kackwetter konfrontiert, wenn wir die momentan okkupierten Gefilde verlassen und gen Italien aufbrechen. Genaugenommen beginnt am Samstag, dem Tag des Aufbruchs, unsere Heimreise, die uns über einige Umwege zurueck nach Hause und in die Arme der jungen Frauen führen wird, die sehnsüchtig auf uns und unsere gestählten Körper warten.

Doch genug von Gegenwart und Zukunft. Eine Frage, die sich die sieben Stammleser dieses Blogs mit Sicherheit stellen ist doch: Was ist passiert? Nun, in einem Satz zusammenfassend kann man sagen: Wir bezwangen den Jakobsweg bei Regenwetter. Insgesamt war die von uns gewählte Route recht einfach zu befahren, auch wenn seit Astorga die Berglandschaften dominieren und wir u.a. Pässe auf einer Hoehe von 1225m ü.NN passierten. Nach fünf Wochen Dauertraining entpuppte sich das alles jedoch als eine absolut lösbare Aufgabe, die eher motivierend als niederschmetternd war.

Zum Abschluss sei gesagt, dass Otti, des Russens und Ich, der mit jedem Tag durchtrainierter und begehrenswerter werdende Herrscher der Hyperbeln, Keule, sehnsüchtig auf Senhor Kühns Ergebnisse der MRT-Untersuchung warten, und hoffen, dass diese keine schlechten Ergebnisse zu Tage fördert, und so einer baldigen Komplettierung der Europabesteigungsmannschaft nichts mehr im Wege steht.

In diesem Sinne einen Gruß in die Heimat, wo ihr verwöhnten Bengels in richtigen Betten schlaft und euch jeden Tag an Muttis warmen Mahlzeiten labt.

Text und Melodie: Keule
(21. Mai, noch vor bekanntwerden der
MRT-Ergebnisse; Anm. des Kühnen)

Mittwoch, 21. Mai 2008

Weiterhin Unklarheit im Fall Kühn

Reifenstein/Heiligenstadt (epa) - Auch unmittelbar nach der lang erwarteten MRT-Untersuchung gibt es im Fall des am Europareisen gehinderten Manuel Kühn keine wirkliche Gewissheit über dessen Gesundheitszustand. Sämtliche Bänder und Sehnen im Knie seien Intakt, hieß es am Vormittag aus dem Eichsfeld Klinikum im thüringischen Reifenstein. Jedoch brachte die zwei Wochen lang erwartete Untersuchung Auffälligkeiten an der Oberflächenstruktur des Oberschenkelknochens zum Vorschein. Infolge einer beträchlich fehlpositionierten Kniescheibe, welche sich bereits vor zweieinhalb Jahren im Zuge der ersten Kühnschen Luxation offenbart hatte, sei es mittlerweile zu einem übermäßigen Knochenabrieb in der Region gekommen. Zudem diagnostizierte das behandelnde Ärzteteam eine Beschädigung des Knorpels im Kniegelenk, so ein Sprecher des Klinikums. Ob jedoch überhaupt einer der beiden festgestellten Schäden auf den Unfall vom 3. Mai zurückzuführen ist, blieb zunächst unbeantwortet. Ebenso wollte man vor Ort keine Stellung zur weiteren Behandlung des Gelenks nehmen. Diese Entscheidung wurde dem zuvor behandelnden Chirurgen zugewiesen. Zuverlässigen Quellen berichten jedoch, dass dieser erst ab kommender Woche wieder in Heiligenstadt praktizieren wird. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen im Fall Kühn ist demnach für weitere fünf Tage vertagt worden.

Sonntag, 11. Mai 2008

Blub, Blub, Blub, Wir Machen Eine Fete..

Ja, die Ehre an der Heimatfront verteidigen. So kann man meine momentane Hauptbeschäftigung nennen. Böse Zungen, einschließlich meiner, könnten ebenso aufs Ketzerischste behaupten, ich läge hier nur zu Hause rum, tränke Bier, führe mit Mühen im Auto umher, äße den ganzen Tag Frittierstes und Schokoliertes, schaute fern bis mir belgische Pommes aus den Ohren wüchsen und beugte mein rechtes Bein nicht. Ein neutrales Gutachten zur Klärung dieser Fragestellung steht bisher noch aus.

Was ebenfalls noch aussteht, ist meine verdammte magnetresonanztomographische Untersuchung, in Fachkreisen auch MRT abgekürzt. Weit und breit, das innerhalb des Gebiets um Heiligenstadt, welches mit bepacktem Fahrrad innerhalb einer Stunde erreicht werden kann, gibt es keine Gerätschaft, die mit solchen Untersuchungen ihr täglich Brot verdient. Reifenstein lautet das Zauberwort. In jenem Eichsfeldkaff befindet sich eine solche, gar wunderliche Maschine, die mithilfe eines Magnetfeldes, das eines Lasthebeelektromagneten auf dem Schrottplatz würdig ist, meine Knieinnereien auf eventuelle Beschädigungen hin zu untersuchen im Stande ist. Doch dort gibt es ewige Wartezeiten. Bereits vergangenen Mittwoch bat ich um einen Termin.

Dieser ist - man nehme sich in Acht - am 21. Mai. Ein Heiligenstädter Chirurg entschied sich, vorher nicht Messer an das Knie anzulegen, stattdessen lediglich das Corpus Delicti zu punktieren. Wer nicht weiß, was punktieren in medizinischen Kreisen bedeutet, frage am Besten auch gar nicht nach. Denjenigen, denen jene Behandlungsmethode nicht fremd ist, wünsche ich viel Spaß bei der Vorstellung einer riesige, blutsaugenden Spritze an meinem Kniegelenk.

Nun, ich bin etwas genervt. Ich habe keine Schmerzen, jedoch eine bisher nicht als nichtig zu bezeichnende Schwellung am Knie. Ich trage einen Schiene, darf und kann entsprechend mein Bein nicht beugen. Somit kann ich natürlich auch nicht testen, inwiefern fahrradübliche Bewegungen inzwischen wieder denkbar sind. Mein nächster Arzttermin ist am kommenden Mittwoch. Anschließend darf ich noch eine weitere Woche auf die MRT-Untersuchung warten. Was danach folgt, ist ungewiss.

Worst case: Man stellt beim MRT fest, dass etwas im Knie kaputt ist. Bei diesem Szenario wären nämlich die zwei Wochen Wartezeit auf die Untersuchung für die Katz gewesen. Wiedereintritt in die Tour würde in weite Ferne rücken, wenn überhaupt daran zu denken wäre.

Nun gut, best case: die Radiologen geben Thumbs Up nach dem MRT, ich kann langsam zurück ins Business. Die früheste denkbare Rückkehr ins Geschehen ist demnach die letzte Maiwoche. Es könnte also selbst im bestmöglichen Fall knapp werden mit dem Einfall in portugiesische Gefilde. Tendenz geht eher in Richtung Madrid. Wohl aber unter dem Aspekt, dass keine Operation notwendig ist, wie die Herrn Chirurgen in Baskenland und Eichsfeld es vermuten.

Wehe, wenn sie im Unrecht sind. Gott würde sie töten, da bin ich sicher. Der Geist der Tour hielte zudem seine Sense, dies steht ebenso wenig zur Debatte.

Interna:

Jungens, macht langsam. Labet euch reichlich an einheimischem und importierem Weine, einschließlich sämtlicher Branntweine, Biere nach Reinheitsgebot und diesem widersprechend, Liköre, Schaumweine und alkoholhaltige Mischgetränke jedweder Art. Macht Ruhetage wenn es warm ist, damit ihr nicht überhitzt. Macht Ruhetage wenn es kalt ist, damit ihr nicht unterkühlt. Macht Ruhetage wenn es gar wunderbar zu fahren ist, einfach um zu zeigen, dass ihr es nicht nötig habt, gute Bedingungen zum Radeln zu nutzen. Macht zudem Ruhetage, um mir eine möglichst große Resteuropastrecke aufzubürden. Ich möchte nicht als euer Almosen eine kurze Tour zu Ende fahren müssen. Jenes Geschenk will ich ebenso wenig wie ihr es mir gönnt.

Herzlichst,
Kühn des Todes.

Ach übrigens, Monsieur le Russien, diese verfluchten Zigeuner, über die wir neulich sprachen, nennen sich "Jenische". Des Weiteren, Otti des Wachwerdefurzes, sprach ich mit deiner geliebten laurischen Schwester, deren Geist ob falschen Umgangs noch nicht vollständig verrostet und verstaubt ist. Zudem, Gebruder Keulmann, habe ich dir nichts zu sagen. Das Eichsfeld stinkt. Lasst euch hier bloß nie wieder blicken. Ich hoffe, ich komm noch mit der letzten Maschine raus.

CAMINO LUJO

Kühn ist tot, es lebe die Europabesteigung. Otti, Keule und ich, meines Zeichens der Russä, haben jetzt die nächste Phase des fragwürdigen Unterfangens "Überflute Europa mit deutscher Dekandenz" eingeleitet - wir sind auf dem populären, populistischen und pilgerüberfluteten Jakobsweg.

Nach Kühns Ableben brauchten wir drei Tage, um nach Burgos zu gelangen. Dort kreuzte sich unser Weg mit dem Camino Franco. In dieser lustigen Stadt wählten wir für unsere Nächtigung ein überfuelltes "Refugio" ohne Küche. Für drei Euro wurden wir um 22.30 Uhr in einer Holzhütte mit vergitterten Fenstern und 40 Fremden für die Nacht abgesperrt und um 6.30 Uhr zwangsgeweckt. Unerträglich für luxusverwöhnte Langschläfer wie uns. Vor allem, weil das Wetter nicht mehr so heiß ist, dass lange Sonnenüberdauerungsmittagspausen vonnöten wären.

Zum Thema Luxus muss ich noch sagen, dass das spanische Wort dafür - "lujo" - sich in unserem Sprachgebrauch regster Beliebtheit erfreut. Wir nutzten diese Vokabel auch dazu, die von uns befahrene Variation des Jakobspilgerwegs zu taufen. CAMINO LUJO. Der Camino Lujo verläuft nahezu parallel zum Camino Franco, geht aber nicht durch Berge und Pampa, sondern immer schön an kaum befahrenen Bundesstraßen ohne nennenswerte Steigungen entlang. Lujo halt, entspannt und lässig.

Die letzten zwei Nächte überdauerten wir in dem Kuhkaff Castrotierra zwischen Sahagun und Manillas de las Mulas. Der Regen zwang uns dazu, einen Ruhetag einzulegen. Sonst wäre beim Abbau des Zelts dieses völlig durchnässt gewesen. Überlebten wir aber alles vorbildlich. Soweit wir es einsehen können, liegen wir auch gut im Zeitplan. In 4 Tagen wird Santiago genommen.

In der postkühnschen Zeit stieg die Nutzung des Gezelts rapide. Niemand ist schuld, außer der Jakobspilger, welche mit ihrer Zahl den besonderen Status unserer Tour ausdünnen und katholische Pfarrer unwillig machen, uns in ihre Presbytereien einkehren zu lassen. So in Vitoria, wo wir 5 Pfaffen fanden, aber keiner Platz für oder Lust auf uns hatte.

Wir ziehen munter weiter und schicken Grüße an den kynischen Kühn, welcher unsere Ehre derzeit an der Heimatfront verteidigt.

Friede den Titten, Krieg den Verletzten,

Der russische Russe.

Montag, 5. Mai 2008

Ryanair 4457, Biarritz to Frankfurt-Hahn.

Vorgestern Abend fiel mir, dem Tourchef Manuel, auf, dass ich zu Beginn unserer Reise vor lauter Aufregung meinen Teddy zu Hause vergessen hab. Dieser Zustand ist, seitdem ich ihn festgestellt habe, für mich absolut inakzeptabel. Es ist mir nicht mögilch, ein weiteres Mal in diesem ach so furcherregenden Europa ruhig einzuschlafen, ohne meinen Teddy im Arm zu halten. Und so ließ ich mir eine diabolische Geschichte einfallen.

Am Tag, beziehungsweise Abend, der vor dem gestrigen stattfand, war ich mit dem Russen noch ein wenig unterwegs, während die anderen beiden Halunken bereits schliefen. Wir trafen die örtliche Jugend, kommunizierten und tranken ein wenig mit ihnen. Ich fingierte daraufhin einen kleinen Unfall mit meinem Knie, tat so, als sei die Kniescheibe heraus und wieder rein gesprungen. Ich humpelte zu meinem Schlafplatz, verbrachte dort die Nacht.

Gestern Morgen verkündete ich dann lauthals, ich könne nicht Fahrrad fahren an diesem Tag, müsste stattdessen einen Arzt aufsuchen. Ein freundlicher Mann fuhr mich und Keule ins etwa fünfzehn Kilometer von hier, Andoain, entfernte Krankenhaus nach San Sebastian, bzw. Donostia, wie die Basken die Stadt nennen. Dort stellte man doch tatsächlich eine Patellaluxation (Kniescheibenrausspringdingens) fest. Behandlung: Keine OP, stattdessen ein entzündungshemmendes Medikament und Ruhe. Sieben bis zehn Tage so wenig wie möglich laufen, verkündete man mir. An Radeln sei schon gar nicht zu denken.

Mein Plan ging also auf. Ich suchte gestern Abend einen Flug heraus, der mich morgen mitsamt Gepäck zurück nach Deutschland bringt. Ryanair 4457, Abflug um 13.20 Uhr, Landung gegen 15.15 Uhr. Während die anderen Jungs in den kommenden Tagen fleißig die spanische Hochebene erklimmen und den Jakobsweg entlang radeln, werde ich also zu Hause gemütlich meinen Teddy abholen. Je nach Lust und Laune werde ich dann, in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit, wieder zurück zu Gruppe stoßen können.

Eine zweite Diagnose in Deutschland wird folgen, danach wird das weitere Vorgehen entschieden. So leicht kommen die drei Racker mich nicht davon. Ohne mich sind sie ja so hilflos.


Es grüßt aus der absoluten Einsamkeit der baskischen Kleinstadt Andoain,

ein kühner Manuel, der am fünften Tage des Monats Mai, im Jahre des Herrn Zweitausendundacht, gerade als die Sonne am höchsten stand, von seinen drei Kameraden hier zurückgelassen wurde, und seither den Tag mit Lesen und Schreiben in der spanischen Frühlingssonne verbringen musste. Was die anderen wohl gerade tun, weiß nur der Wind. Und der verrät es mir nicht. Vielleicht weißt mein Taxifahrer mehr, der mich moren um halb zehn hier abholt.

Nachtrag: Halb Frankreich ist durchquert - Ruhetag in Blois

Artikel vom 25. April, ebenfalls bereits erschienen im TLZ-Blog, nun auch hier:

Deutschland ist Geschichte. Nach kurzen Abstechern ins Großherzogtum Luxemburg und nach Belgien, das seine berühmten Pommes erst nach 17.30 Uhr feilbietet, sind wir vor einigen Tagen in Frankreich eingetroffen. Die Gegebenheiten im hügeligen Luxemburg veranlassten uns kürzlich dazu, eine Nacht in einer überteuerten, obgleich nicht sonderlich luxeriösen Jugendherberge zu verbringen. Am Tag darauf durchquerten wir auf einer Strecke von wenigen Kilometern Belgien. Wir hatten uns vorgenommen, während der kurzen Zeit in der Grenzregion zumindest die weltberühmten Kartoffelstäbchen der Wallonen zu verköstigen. Doch an sämtlichen Imbissbuden stießen wir am frühen Nachmittag auf verschlossene Türen.

Und so überquerten wir hungrig die Grenze zu Frankreich, um uns dort durch die nördlichen Ausläufer der Ardennen zu kämpfen. Nachdem wir an diesem Tag zum ersten Mal das Vergnügen hatten, unser Zelt aufzuschlagen, nächtigten wir am Tag darauf in Verdun, populär durch seine historische Bedeutung als Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs. Von dort aus setzten wir unsere Reise gen Westen fort, fuhren - auf der Karte betrachtet - unten an Paris vorbei. Inzwischen, nach 16 Tagen, haben wir die Stadt Blois in Zentralfrankreich erreicht. Hier verbringen wir heute unseren ersten wirklichen Ruhetag, den wir mit Wäschewaschen, Einkaufen und Herumliegen verbringen. Gerade leeren wir ein 5-Liter-Fässchen französischen Rotweins. Doch schon morgen wollen wir ein Aufbrechen in Richtung Bordeaux wagen, das wir in ein paar Tagen erreichen wollen.

Seit gestern genießen wir zudem schönstes Sommerwetter. Die zunächst fast täglich benutzten Regensachen konnten somit vorerst in der Tasche verschwinden. Die Prognosen für die kommenden Tage verheißen Ähnliches. So kann uns im Folgenden eigentlich nur ein technisches Problem in die Quere kommen. So bereits geschehen in Trier, als eine Felge an der Masse unseres Gepäcks zugrunde ging und unsere Planung einen ganzen Tag zurückwarf. Mit einer 70-Euro-Hightech-Felge ausgestattet, reiten wir also nun mit immer strammer werdenden Waden der spanischen Grenze entgegen.

Nachtrag: Luxemburg in greifbarer Nähe

Artikel vom 14. April, bereits erschienen im TLZ-Blog, aus Zeitgründen leider erst jetzt hier:

Sechs Tage sind vorüber, die ersten 500 Kilometer überwunden. Bei Dämmerung überquerten wir in Koblenz den Rhein, um uns in einem Wohnheim des Brüderkrankenhauses niederzulassen. Es war nicht die erste Nacht in beheizten vier Wänden.

Genau genommen haben wir unser Zelt bislang nicht ein einziges Mal aufgeschlagen. Das würde sich bei diesem regnierischen Wetter auch nicht anbieten. Mehrfach gewährten uns evangelische und kathoilsche Kirchen Unterschlupf. Auch die ansässige Bevölkerung war weitgehend hilfsbereit. So hätte am Sonntag eine Panne unseren Tagesplan beinahe zum Erliegen gebracht. Dank tatkräftiger Unterstützung der Menschen konnte ein defekter Tretarm jedoch mehrfach provisorisch repariert werden, sodass wir Koblenz schließlich zu erreichen vermochten.

Am Montag besuchten wir das Deutsche Ecke, wo sich Rhein und Mosel vereinigen. Letzerer der beiden Ströme wird von einem wundervoll ausgebauten Radweg flankiert, auf dem wir den heutigen Tag verbrachten. Gelandet sind wir in Alf, einer touristisch geprägten Ortschaft inmitten der Moselweinberge.

Die Motivation ist nach wie vor ungebrochen, die Leiber überraschenderweise kaum geschunden. So brechen wir morgen auf, um Trier zu erreichen. Schon bald werden wir die deutschen Landen verlassen und in die Weiten Europas vorstoßen.


EDIT: Foto wird in Kürze nachgereicht.

Sonntag, 4. Mai 2008

¡Buenos Dias, Matthias!

Was haben wir nicht schon alles erreicht in den letzten Wochen. Wir verließen Deutschland. Überlebten Luxemburg. Betraten die belgischen Lande für bestimmt eine halbe Stunde, nur um festzustellen, dass die Frittenbuden für uns ungünstige Öffnungszeiten hegen und wir somit nicht in den Genuss original wallonischer Fritten kommen konnten.

Wir schliefen in Verdun und schrammten vorbei an Städten wie Paris, Tours, Orléans und Poitiers. Uns traf das Schicksal eines großartigen Wetters, als wir Blois verließen und bald Bordeaux erreichten. Jetzt kann all dies zur Vergangenheit gezählt werden, genauso wie die Feldzüge der Mongolen oder der Taiping-Aufstand. Frankreich ist fürs Erste durch. Willkommen in Spanien, Pack.

Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen. Es war nämlich gestern. Wir radelten über die französisch-spanische Grenze und gelangten an die iberische Seite der baskischen Landen. Eine Frage von wenigen Kilometern, die unsere Enttäuschung ob der französischen Frauenwelt begeisternd beantwortete und uns in einem Regen des nicht verfügbaren Dosenfraß stehen ließ. Die Sonne nahm ihre Rolle als Wärmequelle wahr und begrüßte uns mit bis zu 38 Grad im raren Schatten. Als Reaktion ward die Große Mittagspause eingeführt, welche sich zwischen 12 und 16 Uhr erstreckt und unsere empfindlichen Teutonenköppe vor der südländischen Sonne wahrt.
Die erste Übernachtung in Spanisch-Baskistan genossen wir, tourtechnisch traditionell, in einem Pfarrhaus. Die Bedingungen boten genug Genehmes, sodass ich, der Russe, und der werte Herr Kühn uns herniederliessen, um mit der einheimischen Jugend einen zu saufen. So wurde mit den jungen Spünden Baskiens Cola-Wein verzohren.

Das Vergnügen des geselligen Kontakts mit den Eingeborenen ward verdorben ob eines Malheurs seitens Herrn Kühns. Eine Körperpanne, sozusagen. Kühns Kniescheibe entschied sich, die Fassung zu verlassen und innerhalb des Beins auf Erkundungsreise zu gehen. Als Ergebnis ist der jute Manuel für die naechsten Wochen außer des Gefechts gesetzt und wird seine Genesung innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik feiern. Dann, so der Plan, wird er sich wieder zu unserer Runde gesellen, welche in der Zwischenzeit den Weg gen portugiesischer Atlantikküste fortsetzen wird.

Es gruessen euch die Todgeweihten (Otti, el Ruso, Krueppelkühn, Keuler),
Cerveza, Adios.

(by Dä Russä)

Freitag, 11. April 2008

Europa. Beheizt und mit zwei Duschen pro Haus.

Es ist Freitagabend. Wir sind in Europa. Doch nicht in der Wildniss.

Ich sitze in einem beheizten Zimmer. Ich fühl mich gerade nicht, als hätte ich heute schon achtzig Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt. Hinter mir hocken die drei anderen Pfeifen. Sie spielen Tekken auf einer alten Playstation. Zusammen mit unserem freundlichen Gastgeber: Hannes. In seinem Zimmer übernachten wir heute. Er hingegen pennt bei seiner Freundin. Schließlich brauchen wir heute seine Wohnräume.

Wir sind kurz vor Gießen angekommen, in Mittelhessen gelegen. Man kam trotz teilweise erbärmlicher Radwege ganz gut voran in den ersten drei Tagen. 250 Kilometer dürften hinter uns liegen. Wir sind im Zeitplan. Doch nicht nur das. Uns gehts auch noch gerade. Dieses Wohlbefinden hat uns der heutige Tag allerdings nicht von Anfang versprochen. Gegen fünfzehn Uhr hat es angefangen zu regnen, in Strömen. Vielleicht sollte ich besser sagen, es begann um fünfzehn Uhr ordentlich zu gießen. Regenkleidung hatte ich etwas zu spät angelegt. Das war allerdings nicht von allzu großer Bedeutung. Nach einiger Zeit des Fahrens im Regen war es schwer, noch zwischen Kälte und Nässe zu unterscheiden.

Egal - im Nachhinein betrachtet. Uns geht es prächtig gerade. Wir strandeten in einer kleinen Ortschaft namens Ruttershausen, nähe Gießen, wie bereits erwähnt. Schon am feuchten Ortseingang sprang uns ein klosterähnliches Gemäuer an. Eine sichere Herberge für heute Nacht - dachten wir. War aber nicht so. Der Pfarrer wohnte zehn Kilometer weit weg. Und auch die örtlichen Jugendclubs und Quark hatten scheinbar keinen Platz für vier europareisende Streuner. Sekunden vor dem Aufbruch in den nächsten Ort schellte es jedoch an einem Fenster, direkt neben dem christlichen Gottesgemäuer. Man bat uns herein. Rettung in letzter Sekunde.

Jetzt sitz ich hier, vollgefressen, mit Bier und Schnaps intus und mehr an einen Abend unter Kumpels als an eine Radtour erinnert. Lediglich der Laptop scheint mir unter meinen Fingern wegzusterben. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn ich weiche jetzt von ihm. Ich bin doch nicht blöd und verrate hier noch mehr brisante Details. Ihr sollt schließlich alle DAS BUCH kaufen. Später. Andere Reisende werden dem meinen einen Kommentar nachschießen. Man liest sich später, im nächsten beheizten Wohnhaus mit Dusche, Laptop und großer Küche. Jawohl, großer Küche. Man hat uns bekocht. Wir sind schließlich nicht irgendwelche Dahergelaufene.

Es grüßt aus dem mittelhessischen Europa,
Manúél.

[EDIT 00:28]: Wer mir zuerst eine StasiVZ-Nachricht schickt und damit beweist, dass er ein treuer Fan von Blog und Gruppe ist, bekommt vielleicht einen Kuss von einem von uns geschenkt. Vielleicht. Also haltet euch ran, gebährfähige holde Weiber.

[EDIT 00:29]: Wir waren niemals in Willingen.

Dienstag, 8. April 2008

Blogblog, der blogäugige Blogger

Wir verbrachten die letzten Tage wie ein Hund, der auf sein Herrchen wartet. Angespannt und mit dem Schwanz wedelnd. Eigentlich wären wir heute gar nicht mehr zu Hause, sondern irgendwo in Hessen, die Arschbacken lässig um den Fahrradsattel geschwungen. Aber da gibt es ja noch Wetter, diesen launischen, alten Sack. Und Wetter hat gemeint, er müsste uns Schnee auf die Straße werfen und den Thermostat nachts auf unter Null schrauben. Klar, als harte Männer wären wir natürlich trotzdem gefahren. Selbst, wenn es Bomben gehagelt hätte. Gescheitert ist der Starttermin eher an noch zu empfangenden, reisewichtigen Lieferungen. Diese trafen heute ein und gestatten uns, bewegte Bilder von der Operation „Dammbrand“ zu machen. Zufälligerweise hat auch Wetter jetzt offenbar seine Medizin genommen und ist uns freundlich gesinnt. Das Warten ist vorbei. Wir werden euch Leuten jetzt nicht mehr die Luft wegatmen. Morgen früh um 10 Uhr geht’s ab nach Europa.

Wer will, kann ab und an auf www.tlz.de einige unserer Abenteuer miterleben. Auch die TLZ-Lokalausgabe Eichsfeld wird ab und an über uns berichten.

Wir sehen uns in der Hölle (das heißt hier im Eichsfeld), aber frühestens im August,

Dä Russä.

Samstag, 5. April 2008

-- Agenturmeldung --

Winterliches Wetter verhindert pünktlichen Start

Heiligenstadt (epa) - Die vier Europabesteiger aus der Kreisstadt des Eichsfelds müssen den für kommenden Montag geplanten Start ihrer Reise verschieben. Dies verkündete am Mittag Manuel Kühn unter Berufung auf Absprachen mit seinen drei Kollegen. Zu schlecht seien die Prognosen der Meteorologen für den Wochenanfang, heißt es. Am Mittwoch oder Donnerstag soll nun wahrscheinlich abgereist werden. Eine endgültige Entscheidung steht jedoch nach aus und wird, so das vierköpfige Expeditionsteam, kurzfristig bekannt gegeben.

Manch einer berichtet schon

Click to resize.


Manuel

Montag, 31. März 2008

Map25

Zwei Posts an einem Tag. Wow. Ich wurde gestern um ein Karte gebeten, auf der man halbwegs erkennen kann, wann wir vorhaben, in welchem Land zu sein. Entsprechendes habe ich dann auch angefertigt und möchte es natürlich unseren zig Millionen Lesern nicht vorenthalten.

Das Bild ist anzuklicken, dann entfaltet es seine ganze Pracht.


Manuel

Wie ich die Welt umsegelte... in einem ausgehöhlten Nilpferdfuß

Nachdem der Russe bereits vor einigen vielen Wochen ein Gastspiel in Herrn Kühns autokratisch geführtem Weblog gab und mit einer rhetorischen Meisterleistung an dessen sakrosankter Stellung rüttelte, möchte auch ich einmal den Schreiberling in mir erwecken und somit den Lesern Einblicke in die Gedankengänge eines Ex-Zivis und zukünftigen Europabesteigers ermöglichen:

Wie man den älteren Einträgen dieses Journals entnehmen kann, stieß ich erst später zu der Gruppe, bzw. wurde ich dazugestoßen. Eines schönen Abends im Herbst letzten Jahres fragte mich der Russe spontan, nach ein paar Bieren und einigen Runden wiederum ernüchternden Kartenspiels, ob ich denn nicht Lust hätte, an einer mehrmonatigen Fahrradtour quer durch Europa teilzunehmen, bei der um die 8000 Kilomter zurückgelegt werden müssten. Von den riesigen Zahlen geplättet (trotz Abitur habe ich noch nie etwas von Zahlen jenseits der 6420 gehört... Achttausend! Eine Zahl so groß, dass nicht einmal Jebus selbst soweit zählen könnte.) sagte ich zu, ohne mir auch nur im Geringsten bewusst zu sein, worauf ich mich da einließ. Das Vorhaben wurde zu Hause von meinen Eltern zunächst mit einiger (berechtigter) Skepsis zur Kenntnis genommen. Nachdem dann neben einem Fahhrad noch diverse andere praktische und überlebenswichtige Utensilien käuflich erworben, bzw. aus dunklen Kellern und ewig unbelüfteten Rumpelkammern geborgen wurden, nahmen die Planungen von Woche zu Woche immer konkretere Formen an. Großartige Trainingsrunden quer durch das Eichsfeld wurden in Erwägung gezogen, teilweise geplant und letztendlich nicht ausgeführt. So beschränkte sich das Training auf eine Strecke an den Ufern der Leine.

Und da rasten die Tage voller Zivildienst, rudimentärem Training und alkoholbedingten Ausfällen (nicht bei mir... sonst könnte ich wohl nicht davon berichten!), als ob ihnen jemand mit Feuerzeug und Haarspray den Arsch bearbeitet hätte. Aus Herbst wurde Januar und aus Januar wurde Heute: Kurz vor der möglicherweise glorreichen, aber auf jeden Fall prägenden Europabesteigung.

Mittlerweile haben die einzelnen Mitfahrer schon gefühlten 4,2 Millionen Menschen erklärt, was sie nach Bundeswehr/Zivildienst/Arschbreitsitzerei so vorhaben und die Reaktionen waren so unterschiedlich, wie die Nepalesischen Elefantenpolomannschaften bei Weltmeisterschaften erfolgreich sind. Von Ablehnung über Kopfschütteln bis hin zur Begeisterung für die Sache, sind sie (fast) alle von ein- und derselben Emotion motiviert: Neid!

Und eben weil fleißig die metaphorische Werbetrommel gerührt wurde, sind wir trotz physischer Abwesenheit, ähnlich wie 'Big Brother' (und wer damit nur diese ethisch fragwürdige Fernsehsendung assoziiert sei verdammt!), omnipräsent. Wir informieren in diesem Blog, in der TLZ (Gepriesen sei Kühn!) und auch in Ottis Zweitwohnsitz, dem Mimmo in Heiligenstadt, wird auf einer formidablen Quasi-Pinnwand regelmäßig über unser Treiben in den Abgründen der menschlichen Natur berichtet.


Soviel erstmal von mir!
Man riecht sich,

Keulus Maximus

Dienstag, 25. März 2008

Two weeks remaining.

Viel Zeit ist vergangen. Doch wir haben nicht etwa Angst gekriegt und Pläne verworfen. Alle Planungen laufen bestens, wenn sie nicht gar abgeschlossen sind. Die Fahrräder funktionieren, ein Zelt ist besorgt, Kameras wurden gekauft. Nötige Versicherungen sind abgeschlossen, die Finanzen sind ebenso geklärt. Der restliche Kleinkram liegt ebenso größtenteils parat.

Nur am Training mangelt es uns. Es ist kalt und nass seit einiger Zeit, ein später Wintereinbruch. Was soll's, irgendwie wird es am 7. April schon passen. A propos. Das goldenene Datum stand in den letzten Tagen etwas auf der Kippe. Exakt wegen der momentanen Witterung und den ersten Langzeitwetterprognosen für die übernächste Woche. Diese sind inzwischen allerdings deutlich ins positive gekippt. Nur knapp unter 10° sollen laut jetziger Prognose vom amerikanischen Wetterdienst die Nachttemperaturen der ersten Reisetage werden. Die Vorhersage scheint aber noch instabil. Wir denken aber, wie geplant am Montag abreisen zu können.

Mehr mag ich nicht schreiben jetzt, will Fernseh gucken.

Achso, ja. Die Zeitplanung gilt es noch etwas zu verfeinern. So soll gewährleistet sein, dass wir jederzeit halbwegs einschätzen können, wie viel Freizeit wir uns nehmen können, ohne das Weihnachtsfest in der Heimat zu verpassen. Ein paar Tage - zwölf komma fünf - sind's ja noch.

Die kleine Routen-Vorschau (Bild oben rechts im Blog) habe ich übrigens etwas angepasst. Nun ist auch Tschechien elemantarer Bestandteil der Reise.

Formale Verabschiedung im Blog folgt. Danach kann, wer will, ab und an in der TLZ blättern, um mehr über unsere tollkühnen Abenteuer zu erfahren. Größere filmische und literarische Verarbeitung des Erlebten folgt. Vielleicht.

_le manuel

PS: Ich habe mir eine tolle Umfrage ausgedacht.

Sonntag, 6. Januar 2008

Was wir bereits erwarben und was nicht | Fakten 1.1

Für 500 Euro weniger sind der Russe und ich nun also verantwortlich, dafür aber um ein empfindliches und pflegebedürftiges Ross reicher, das uns in 91 Tagen zum zuverlässigen Begleiter und Nutztier werden soll. Bis es soweit ist, so riet man uns, mögen wir die Rädern kräftig einfahren, insbesondere herausfinden, inwiefern die jetzigen Sattel die richtigen für uns seien. Pauschale Aussagen, welcher Sattel für lange Strecken zu empfehlen ist, gäbe es nicht, so Fahrradexperten in intimen Gesprächen. Entsprechend werden wir es selbst herausfinden müssen. Bleibt zu hoffen, dass die Temperaturen in den kommenden Wochen gelegentlich einige Grad über dem Gefrierpunkt liegen mögen.

Das multiple Vorhandensein eines bestimmten Fahrradtyps bringt einen wichtigen Vorteil mit sich. Wir brauchen die nötigsten Ersatzteile ob ihrer globalen Einsatzfähigkeit in geringerer Stückzahl. Dies spart Ballast. Für die dennoch zu transportierenden Güter gibt es Taschen am Fahrrad. Große Taschen. Wir haben alle vier denselben Gepäckträgertaschensatz erworben. Er besteht aus drei Taschen massiver Natur, die zusammen laut Hersteller 48 Liter fassen. Trotz scheinbar guter Verarbeitung und relativ geringerem Gewicht waren sie durchaus erschwinglich.

Anders als der Russe sind wir drei anderen noch nicht im Besitz von Fahrradhandschuhen und genitalpolsternden Kleidungsstücken. Zudem fehlt den meisten von uns noch geeignete Bekleidung zum unbeschadeten Überstehen von Niederschlägen meteorologischer Natur - Regenhose und Regenjacke. Auch ansprechende Kopfbedeckungen warten noch im gut sortierten Fachhandel auf uns, ebenso Lenkertaschen für Keule und den Russen sowie ein Fahrradcomputer für mich und was weiß ich noch wen.

Auch bin ich bisher wohl der einzige, der eine Haftpflichtversicherung sein Eigen nennt. Wie die anderen drei dies handeln, wird sich zeigen. Privater Krankenversicherungsschutz wurde global noch nicht besorgt, ebenso ein schönes Zelt. Da gibt es aber bereits konkrete Vorstellungen. Diese werden wir in den kommenden Tagen und Wochen ebenso diskutieren wie die Problematik des mobilen Kochens.

Statt weiteren großen Worten ein noch größeres Bild zum Abschluss. Der Russe erwähnte es bereits in seinem komplementären Artikel. Es zeigt ihn im hocherotischen Radlerkostüm, das sich neben seiner aphrodisierenden Wirkung auf alle Tiere und Pflanzen im Umkreis von zwanzig Metern besonders durch die ausgezeichnete Polsterung im Genitalbereich auszeichnet. Nach großem Spaß beim Anprobieren verliebte sich der Russe spontan in sein Spandex-Kostümchen und beschloss, es mit auf Europareise zu nehmen.



Weiteres folgt.

Manuel

Samstag, 5. Januar 2008

Der Erwerb des Konsumguts Fahrrad - Praktisch und DEOREtisch

Einen wunderschönen, guten Lebensabend, Leserschaft. Normalerweise ist es ja Manuel Kühn, der euch hin und wieder mit Neuigkeiten betreffend unseres Plans versorgt... aber nicht heute. Kühn ist nicht Microsoft. Er soll kein Monopol haben auf diesen von ihm eingerichteten und von ihm geführten Blog. Das werde ich nicht erlauben, denn ich bin unterbeschäftigt. Zwei oder drei Leute kennen mich als Waldemar Schleicher. Andere nicht. Die nennen mich den Russen. Ich berichte jetzt von Deore.

Auch für Heiden wie mich hat die Weihnachtszeit gewisse Vorzüge. Urlaub zum Beispiel. Dank der verblüffenden Popularität von Jesus von Nazareth und der damit vebundenen alljährlichen Zelebration seiner Geburt beschenkte mich mein lustiges Bataillon mit zwei Wochen Ruhe vor sich selbst. Dadurch ergab sich Gelegenheit, sich mal nach ein paar Stück Ausrüstung für die Europabesichtigung umzuschauen. Der Tag war Mittwoch, und das Datum betrug den Dritten Ersten 2008. Zu viert begab man sich nach Uder. Zur Erinnerung, diese Vier sind der Ich, der Keule, der Manuel und der Otti. (Der Keule, der Manuel und der Otti sind meine Freunde.) Der gute Herr Schneemann hatte nämlich von einem sagenumwobenen und mythenumsponnenen Fahrradhändler erzählt, der in diesem Gekäffe sein Unwesen treiben sollte. Wir fanden diesen Mann. Gott, wie wir ihn fanden. Verkauft hat er uns im Endeffekt nichts, und das tut mir fast leid. Denn er wandte mehr als eine Stunde auf, uns die Welt zu erklären, und mit Welt meine ich Fahrräder. Wir betraten seinen Hinterhofladen mit naiven Hoffnungen und ohne Schambehaarung, und wir verließen ihn als Männer, als Erleuchtete, als Zenmeister des Fahrrads. Freilaufnarbe schlecht, Kassettennarbe gut, Getriebenarbe godlike und so teuer wie ein Automobil. Geöste Felgen und Pletscher-Gepäckträger sind deine Freunde. Weiterhin ist es anscheinend von großer Wichtigkeit, dass Gangschaltung und Bremsen und Furz und Scheiße am Fahrrad alle vom selben Hersteller sind. Shimano nämlich, weil offenbar nur Shimano sowas baut. Vielmehr sollten diese Dinge alle optimalerweise von der selben Qualitätsstufe sein, weil Teile einer solchen Stufe aufeinander am Besten abgestimmt sind. Wir nahmen freudig neue Begriffe in unseren Wortschatz auf: Tourney zum Beispiel, der Golf unter den Fahrradteilen. Eine Qualitätsstufe für den Pöbel, billig und weit verbreitet. Acera und Alivio, noch mehr fremdartige Worte, die beiden nächsthöherwertigen Baugruppenserien bezeichnend. Und dann: Deore. Deore, das ist gutes Zeug. Wir ließen uns ziemlich lange dünnelabern und sahen uns im Katalog des Händlers einige Fahrräder an, die unseren Ansprüchen - unter Berücksichtigung unseres neuerworbenen Wissens natürlich - genügten und unser Budget nicht sprengten. Wir bekamen eine gewisse Vorstellung, durch was für Gefilde wir da wateten. Unbeirrt! ja, unbeirrt! sag ich, so zogen wir noch am selben Abend weiter ins ferne Göttingen, um uns dort in einem großen, fetten Fahrradprotzladen nach günstigen Alternativen zu den Preisen des Udermenschen umzusehen. Wir wurden fündig. Es war Liebe auf den ersten Blick. Es war... Deore. Überraschung, aber auch Vorsicht ritt uns wie ein Kleinwüchsiger eine Bergziege reitet, als wir diese Räder fanden. Sie waren für 500 europäische Währungseinheiten das Stück zu haben und mit der - wie wir nun wussten - hochwertigen Baugruppenserie DEORE ausgestattet. Ein Komplettsatz, so wie das Optimum es verlangte. Kühn und ich beschlossen, unseren Durst nach Zweirad mit diesem Cobra CT 4.0 zu stillen.

Es vergehen zwei Tage. Man stelle sich einen Zusammenschnitt vor, der innerhalb weniger Sekunden zeigt, was sich in diesen zwei Tagen tut, wer von uns was macht, und dass eben zwei Tage vergehen. Und bäm! plötzlich ist es Freitag und wir sind zu viert in Göttingen. Im Fahrradprotzladen. Kaufen Räder. Das SLT 700 von einem Hersteller, dessen Name mir entfleuchte, hatte es Mittwoch in die Engere Auswahl geschafft. Am Freitag verließ es diese. Wir kauften die Cobras. Und Zubehör. Man kaufte ein wenig Zubehör. Der Kühnkowsky erwarb Hörnchen, also senkrechte Griffe für sein Rad, damit er während der Fahrt die Stellung seiner Hände am Lenker ändern kann. Ich selbst habe nun einen Trinkflaschenhalter, eine Trinkflasche (spanischer Produktion) und ein Paar Fahrradhandschuhe. Jeder von uns Vieren nahm außerdem einen Satz prächtiger Taschen für den Gepäckträger mit nach Hause, Gesamtfassungsvolumen pro Satz: 48 Liter. Schön groß, formstabil. Für die Tour werden wir alle solche ulkigen Fahrradhosen brauchen, die im Schritt Polster im Form eines Fahrradsattels haben. Ich habe die Ehre, zu verkünden, dass ich als Allererster in unserer Besetzung ein Bekleidungsstück mit ebensolcher Polster- und Schutzfunktion mein Eigen nenne. Obwohl das jetzt nicht direkt eine Hose ist. Es ist eher etwas, was Anfang des 20. Jahrhunderts diese Kraftprotze auf Jahrmärkten trugen, wenn sie für die Kinder riesige Eisenkugeln stemmten und schnurrbarteten. Ich will verdammt sein, wenn es nicht in erschreckend naher Zukunft in diesem Blog Bildmaterial davon gibt.

Bäm. Samstag. 05.01.2008.
Ich unternahm eine Jungfernfahrt mit dem frisch erworbenen Fahrrad. Man beachte die sexuellen Implikationen des Begriffs "Jungfernfahrt". Gemäß diesen (Implikationen) durchstieß ich gestern den Hymen meines Fahrrads und machte es damit - nach Ansicht der meisten Kulturen dieser Erde - wertlos für den Heiratsmarkt. Und es fühlte sich gut an. Es war zwar ungewohnt, so hoch zu sitzen (mal nicht in Embryonalhaltung, die Position, in der ein haltungsgeschädigter Filmjunkie den Großteil seines Lebens verbringt) und die Beine durchzustrecken, und es hat gepisst, und ich musste durch Schlamm fahren, weil ich meine Strecke unweise wählte - aber das Rad enttäuschte mich nicht. Deore is halt Deore, ne. Schaltet so weich wie Weichteile. Mein erster Eindruck macht mir Hoffnungen. Jetzt gilt es, das Gerät bis zum AUFBRUCH noch über mehrere Wochenenden vernünftig einzufahren und dann noch mal zur Inspektion zu bringen - so wie der unglaublich qualifizierte Uderer Fahrradverschacherer es riet. Nun. Das neue Jahr ist bereits nichts Neues mehr, und es sind noch 3 Monate und 1 Tag, bis wir endlich aufbrechen dürfen. Bis dahin habe ich noch ganz viel Armee vor mir. Wenn es mich mal wieder überkommt, werde ich euch weitere rätselhafte Botschaften durch diesen Blog übermitteln. Bis dahin, Friede den Titten, Krieg den Verletzen,

Gruß und Servus und Serberus,

Dä Russä

Dienstag, 11. Dezember 2007

Bargeld, Pflegefälle und das Rauchen in der Scheune

Werden wir pragmatisch.
Es gibt Neues zu berichten.
Kalte Fakten. Kosten.

Stets muss auf unserer Reise die Bargeldversorgung gesichert sein. Zu viele Scheine am Körper zu tragen verursacht jedoch Bauchschmerzen. Nicht etwa - zumindest nicht nur - aufgrund der Magnetfelder, die von den metallenen Sicherheitsstreifen auf den Banknoten verursacht werden, sondern wegen der Diebstahlgefahr. Haben wir allerdings jederzeit nur wenig Bargeld bei uns, müssen wir uns häufig in aller Herren Länder am Geldautomaten refinanzieren. Es drohen unter Umständen horrende Gebühren. Ich habe mich auf dem Markt umgesehen und einige interessante deutsche Banken gefunden. Bei einem der Anbieter habe ich schließlich gestern die Eröffnung eines Girokontos beantragt. Keine Kontoführungsgebühren, dazu die übliche ec-/Maestro-Karte sowie eine dauerhaft kostenlose Kreditkarte. Mit letzterer ist kostenloses Geldabheben an allen Geldautomaten weltweit möglich. Zudem gibt es auf dem Kreditkartenkonto einen recht attraktiven Zinssatz. Versteckte Gebühren konnte ich auch nach mehrmaligem Durchforsten der AGB nicht entdecken, lediglich ein paar Kleinigkeiten gibt es zu beachten. Ein solches gebührenfreies Konto - auch ohne Kosten für die Einrichtung - sollten wir uns vor der Reise alle zulegen. Das gesparte Geld können wir für wichtigere Dinge aufwenden: Alkohol, Frauen, Reptilien oder Dinge aus dem jetzt folgenden kostenpflichtigen Bereich.

--- ENDE KOSTENFREIER BEREICH ---

--- BEGINN KOSTENPFLICHTIGER BEREICH ---

Es gilt, einige Risiken auf der Reise abzusichern, egal wie abenteuerlich diese doch werden soll. Damit wir im Sommer nicht allesamt wegen millionenschwerer Schadenersatzforderungen in portugiesischer Haft sitzen, ist eine Haftpflichtversicherung unbedingt notwendig. Man stelle sich nur vor, der Russe raucht im Hochsommer heimlich in einer alten Scheune nahe Porto, um seinen Tabakkonsum uns anderen gegenüber nicht eingestehen zu müssen. Brennt die Scheune dabei ab, muss der Russe bezahlen. Wenn er das nicht kann und sich keine Versicherungsgesellschaft seiner annimmt, hat er ein Problem. Wahrscheinlich zieht er uns anschließend auch noch mit rein. Das wollen wir nicht. Der aufmerksame Leser wird sich jetzt fragen, ob wir "Kinder" denn nicht in etwaigen Haftpflichtversicherungen unserer Eltern berücksichtigt sind. Das Wort "Kinder" schreibe ich bewusst in Anführungszeichen, denn wir zeichnen uns alle vier schon ewig durch eine ungewöhnlich hohe geistige Reife aus. Nein, wir sind nicht mitversichert. Zumindest bin ich das nicht. Ich, als volljähriges Kind des Versicherungsnehmers bin nur als Schüler, Azubi, Wehrdienstleistender oder Student mitversichert. Während der Reise bin ich jedoch gar nichts davon. Entsprechend genieße ich keinen Versicherungsschutz. Ergo: eigene Haftpflichtversicherung für die Zeit bis zum Beginn des Studiums nötig. Kosten für einen Einjahresvertrag: ca. 50 Euro.

Es gibt allerdings noch einen größeren Kostenfaktor. Der mögliche Krankheitsfall. Prinzipiell ist man durch die Gesetzliche Krankenkasse auch im Ausland abgesichert. Mit dem normalen Versicherungsschutz der deutschen Kassen gibt es jedoch häufig Probleme im Ausland, sei es bei der Bereitschaft ausländischer Ärzte, überhaupt einen Deutschen zu behandeln oder beim Rücktransport in die Heimat bei einer ernsten gesundheitlichen Beeinträchtigung. Auslandskrankenversicherungen bis zu 45 Tagen sind äußerst günstig zu bekommen. Da wir jedoch eine deutlich längere Laufzeit brauchen, müssen wir wohl Alternativen in Anspruch nehmen. Diese gibt es für knapp einen Euro pro Tag im Ausland. Inwiefern eine günstige Auslandskrankenversicherung für die ersten 45 Tage mit einer teureren für die restlichen gut zwei Monate kombinierbar ist, muss ich noch herausfinden. Ebenso weiß ich auch nach mehreren Telefonaten noch nicht, welche Leistungen konkret von der Gesetzlichen Krankenversicherung im Ausland nicht erbracht werden und eine private Zusatzversicherung erfordern. Informationen werden nachgereicht.

Über empfehlenswerte Impfungen weiß ich bisher auch noch nichts. Diese Erkenntnisse könnte jemand einholen, der von Berufs wegen mit dem Gesundheitswesen in Verbindung steht. Vielleicht fühlt sich ein Reiseteilnehmer beim Lesen dieser Sätze angesprochen.

Ich wiederum habe mich bereits kundig gemacht, welches Kartenmaterial zumindest für Deutschland in Frage kommt. Ein großer Maßstab ist für uns wichtig, ebenso sind eingezeichnete Radwege sehr vorteilhaft. Diese Bedingungen haben fast ausnahmslos nur Karten erfüllt, die bei einem ziemlich hohem Preis nur eine geringer Fläche abgedeckt haben. Einen einzigen Atlas konnte ich jedoch finden, der bis auf wenige Kilometer unsere gesamte Route bis nach Luxemburg im Maßstab 1 : 100 000 abbildet. Diese habe ich gekauft, war für die etwa 500 Kilometer abgedeckter Wegstrecke recht erschwinglich. Ich habe mir extra eine Quittung geben lassen, damit meine geizigen Mitfahrer auch später ihren Anteil an den Navigationskosten an mich abdrücken.

Weitere Informationen folgen, noch 117 Tage. Und weil ja bald Weihnachten ist, zur Einstimmung auf das Fest noch eine nette Impression vom Weihnachtsmann.



Manuel

Freitag, 23. November 2007

Mit Freude in den Advent - Zweites Taschenmesser gefunden!

Über viele Wochen haben wir gezweifelt, ob Ottis Taschenmesser ganz im Alleingang die Strapazen unserer großen Reise auf sich nehmen kann, muss und will. Kürzlich konnten wir zur Freude aller in süffiger Atmosphäre ein zweites, äußerst gut ausgestattetes Taschenmesser von unserer Idee begeistern und innerhalb kürzester Zeit für unsere Rundfahrt gewinnen. Ausgerüstet mit Gabel und Löffel, Korkenzieher und Flaschenöffner, gar in der Mitte teil- und somit an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig einsetzbar. Edel schaut es drein, mit einem Glanz, der nur vor Abenteuerlust strotzt. Es wirkt beinahe, als könnte es die Monate bis zum 7. April kaum noch an sich vorüberziehen lassen, ohne gegen widerspenstige Konservendosen und edelste Korken anzutreten, die während unsere Zeit in Frankreich scheinbar unbezwingbar zwischen uns Reisenden und köstilchem Cabernet Sauvignon der 1999er Weinlese feststecken werden. Otti, Russe und ich freuen uns sehr, dieses unglaubliche Multifunktionswerkzeug in unseren Reihen Willkommen heißen zu können.


Achso. Übrigens. Keule, bürgerlich Matthias Schneemann kommt mit nach Europa. Das Taschenmesser hat diese Bedingung gestellt. Konnten wir natürlich nicht ablehnen. Keule leistet gerade - und wie der Russe beim Bund noch bis zum 30. März - seinen Zivildienst im St. Vincenz Krankenhaus in Heiligenstadt ab und wohnt entsprechend auch im selben Ort wie wir anderen drei. Keule trinkt gern ein kaltes Feierabendbier, ist aber gelegentlich auch mit Hansa oder einem Schnäpschen zu begeistern. Seine weiteren Hobbys sind Diddl, Nudelsuppe, Biene Maja und Lesen. Wie Russe und ich besitzt er noch kein geeignetes Fahrrad für die Reise. Das werden wir aber bald ändern. Untenstehend noch ein künstlerisch äußerst wertvolles Portrait unseres vierten Mitstreiters, der uns in puncto Verrücktismus und Verlangen nach Selbstzerstörung in nichts nachsteht. Sonst würde er wohl auch nicht mitkommen. 136 Tage und Nächte bleiben ihm noch bis zum geplanten Abreisetag. Ob das reicht, um genug Entspannung und Energie zu tanken, um es anschließend für einen ebenso langen Zeitraum mit uns drei Schelmen auszuhalten?


Eine gute Nacht wünscht
Manuel

Mittwoch, 14. November 2007

Französische Apfelbäume - Fluch oder Segen?

Irgendwas stimmt nicht. Eine merkwürdige weiße Schicht hat heute am späten Nachmittag mein Auto bedeckt - und auch die Wiese vor dem Haus. Google konnte mir bei der Suche nach einer Erklärung nicht sonderlich weiterhelfen. Auf die Anfrage nach einer "weißen Schicht" erhielt ich nur Informationen über Kaugummis und Lektionen in Werkstoffkunde. Dass der erste Sportplatz von Borussia Dortmund die "Weiße Wiese" war, weiß ich nun auch. Nähere Infos zur mysteriösen weißen Verfärbung an Autodach und Rasen habe ich letztlich nicht gefunden. Das spielt eigentlich auch keine große Rolle. Was ich eigentlich sagen wollte: Mir ist kalt. Ich glaube langsam selbst daran, dass eine Jacke unter gewissen Umständen einen Zweck erfüllen kann. Überhaupt ist es im Freien kaum noch auszuhalten. Es ist seit einiger Zeit rund um die Uhr dunkel. Sowohl wenn ich aufstehe, gegen siebzehn Uhr, als auch wenn ich mich schlafen lege, etwa um sechs. Eigentlich bin ich ein Freund der Dunkelheit. Ab und an würde ich mich aber auch über einen kleinen Sonnenstrahl freuen. Auch die Bäume sehen komisch aus, soweit ich das bei permanenter Dunkelheit beurteilen kann. Irgendwas fehlt an Ihnen. Vielleicht sind es die Vögel, die nachts natürlich nicht Zwitschern.

Jedenfalls scheint mir in diesen Tagen die von uns getroffene Entscheidung als äußerst gut, erst im April auf große Reise zu gehen. Ich hoffe, die Natur hat sich bis dahin wieder normalisiert und zu einem üblichen Tag- und Nachtwechsel zurückgefunden. Auch wärmer könnte es sein, wenn wir nicht auf den Fahrrädern erfrieren wollen. Ich bin diesbezüglich einfach mal recht optimistisch, schließlich beginnt auch die Urlaubsvorsaison in den Wochen nach Ostern so langsam, in der sich vor allem Rentner und Kinderlose dem Sonnenbaden in Südeuropa hingeben wollen. Dass diese wegen einer verrückt spielenden Umwelt in 2008 ausfallen soll, ist mir glücklicherweise noch nicht zu Ohren gekommen. Vielleicht kennt ja einer meiner Mitstreiter die Antwort auf diese Wetter- und Helligkeitsphänomene. Ich sollte möglicherweise einen der beiden fragen, ehe ich mir noch länger den Kopf darüber zerbreche. Wenigstens bin ich mir inzwischen ganz sicher, dass es keine Globale Erwärmung gibt. Man muss schon so einige Hebel in Bewegung setzen, um mich dazu zu bringen, draußen eine Jacke zu tragen. Diese grimmige Globale Erkältung (man beachte die Großschreibung, ich habe ein Monster geschaffen) hat mich soweit gebracht.

Eigentlich tut dies aber alles nichts zur Sache - zum zweiten Mal. Ich wünschte, ich könnte viel Neues berichten. Kann ich aber nicht. Keine Zweifel an den bestehenden Plänen, aber auch kaum neue Ideen oder genauere Überlegungen. Otti berichtete mir vor einigen Tagen, er habe Großes geleistet, was die Vorbereitung unserer Tour angeht. Stolz schickte er mir ein Foto von seinem Taschenmesser, dass er kurz zuvor geschärft hatte. Eine unschlagbare Allzweckwaffe sei das Messer, praktisch für alles verwendbar. Neben dem Öffnen von Verpackungen aller Art und der Verteidigung gegen diebische Franzosen plant Otti, mit seinem Messer einen Apfel zu Zerschneiden, um diesen im Anschluss unter einem französischen Apfelbaum genüsslich zu verspeisen. "Das wollte ich schon immer mal unter 'nem Baum liegend mit 'nem Messer machen", so der Hobbyradler zu mir - um mal für die Länge eines Satzes meinen sonst üblichen Schreibstil im Lokalteil einer regionalen Zeitung anzubringen. Das Höllenwerkzeug, die größte Innovation im Zuge unserer Tourplanung in den letzten Wochen, soll an dieser Stelle nicht mit falscher Bescheidenheit den versierten Lesern dieses Blogs vorenthalten werden.

Weiterhin hat Otti neulich angemerkt, man müsse effiziente Spanngurte mitnehmen, um die Ladung angemessen zu befestigen. Das ist richtig. Werden wir mitnehmen. Auch ausreichend und gute Planen brauchen wir, um bei Niederschlag das Gepäck vor Feuchtigkeit zu schützen. Auch das ist richtig. Details müssen wir uns hierzu noch überlegen. Allzeit trockene Fracht hat jedenfalls eine sehr hohe Priorität. Weitere glorreiche Ideen fallen mir im Moment nicht ein. Ich selbst hatte auch nicht allzu viele geistige Ergüsse in diese Richtung in den letzten Wochen. Über Mobilfunktechnik habe ich mir einige Gedanken gemacht. Im Moment bin ich der Ansicht, auf allzu moderne Geräte verzichten zu können und eventuelle Zeitungsberichte und Weblogeinträge zunächst handschriftlich zu verfassen, um diese bei Gelegenheit im Internet-Café abzutippen und online zu stellen. Entscheidungen stehen noch aus.

Der Russe ist immernoch bei der Bundeswehr, mehr oder weniger glücklich damit. Am 31. März ist er damit fertig. Provisorisch haben wir Montag, den 7. April als Abreisetag definiert. Rückkehr Mitte August. Mal sehen, ob diese Termine zu halten sind.

Die Suche nach einem vierten Mann dauert an. In Klausur.

Sobald es wieder etwas Neues zu berichten gibt, wird dies hier zu lesen sein. Bis dahin einen fröhlichen, dunklen und bitterkalten November.

Manuel

Die Überschrift wurde auf Vorschlag von Otti nachträglich von "Konstruktive Untätigkeit - Fluch oder Segen?" zur jetzigen geändert. Beide Varianten Meisterwerke in Form und Vollendung.

Donnerstag, 27. September 2007

Die Ruhe (lange) vor dem Sturm

Schon fast einen Monat ist es inzwischen wieder her, dass wir die ersten grundlegenden Planungen für unsere Reise angestellt haben. Nicht allzu viel haben wir seither getan, um unsere Vorbereitungen voranzutreiben.

Otti hat sich vor einigen Tagen als erster ein neues Trekkingrad zugelegt. Nach einigen Nachbesserungen läuft jenes inzwischen auch äußerst zufriedenstellend. Wirklich getestet haben wir es aber noch nicht. Laut Wetterbericht bieten sich die nächsten Tage niederschlagstechnisch auch nicht dafür an. Für unsere Fitness haben Otti und ich selbstverständlich noch überhaupt nichts getan. Lediglich der Russe strebt bei seinen täglichen Schlammkrabbel- und Marschierübungen bei den Panzergrenadieren einen unmenschlich austrainierten Körper an, mit dessen Leistungsfähigkeit er uns im kommenden Frühjahr mit Sicherheit das Fürchten lehren wird. Gerade deshalb sollten Otti und ich demnächst anfangen, ein wenig dagegen zu halten. Ich hab vor einigen Tagen ein paar interessante Radwegekarten aus der Region gefunden. Die Routen waren recht reizvoll. Es wird sich zeigen, inwiefern das Wetter mitspielt.

Ich werde mich in den kommenden Tagen mal erkundigen, ob impftechnisch vielleicht Nachholbedarf bei uns besteht, schließlich werden wir monatelang der Natur ausgeliefert sein. Ein wenig Resistenz gegen so manches, was im Mikrometerbereich kreucht und fleucht kann sicherlich nicht schaden.

Einen vierten Mitstreiter suchen wir immernoch. Aber wir sind wählerisch. Mindestens Doppel-D.

Manuel

Samstag, 1. September 2007

Wer eine Reise tut.. muss 'nen Haufen mitschleppen

Da unsereins am Freitagabend regelmäßig nicht viel zu tun hat, haben Otti und ich uns gestern erstmalig Gedanken gemacht, welche Ausrüstungsgegenstände wir auf unserer Reise benötigen werden. Man kann sich sicher leicht vorstellen, dass diese Liste schon in ihrer ersten Fassung deutlich mehr Punkte enthält, als gut für uns und unsere Gepäckträger wären. Nichtsdestrotrotz, ganz ohne Komfort und Hygiene wollen wir auch nicht über vier Monate lang leben. Im Folgenden eine kurze Auflistung von unabdingbaren Gegenständen, die wir wohl oder übel transportieren müssen.

Technik:

Fahrräder mit stabilen Gepäckträgern, 2 Fahrradcomputer, Fahrradtaschen, Gelsattel, Werkzeug, Flickzeug, Luftpumpe, Ersatzschläuche, Ersatzbautenzüge, Trinkflaschenhalter, Trinkflaschen, Spanngurte, Lenkertasche, Fahrradöl, Helm in Spanien (Pflicht!), Regenschutz für Taschen, Imprägnierspray, Kompass

Klamotten:

Regenjacke, Regenhose, Pullover, T-Shirts, Unterhosen, Socken, Jeans, kurze Hosen, Sonnenbrille, Fahrradhandschuhe, Mütze, zweites Paar Schuhe, Nähzeug

Elektronik:

Handy, Handyladegerät, 1 Kamera, Kameraakkuladegerät, Batterien, MP3-Player, Irgendwas zum mobilen Versenden von Texten und Fotos, Diktiergerät, Taschenlampe, Kamera für bewegte Bilder?

Schlafen und Essen:

Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kissen für Otti, Taschenmesser, Campingkocher, Feuerzeug, Besteck, Geschirr, Becher, Nahrung für Anfang

Hygiene:

Handtücher, Zahnbürste, Zahncreme, Duschgel, Deo, Sonnencreme, Haarbürste, Medikamente und Verbandskram, Tubenwaschmittel, Taschentücher

Dokumente:

Geld, Personalausweis, EC-Karte, Krankenversicherungen, Rücktransportversicherung, Pilgerausweis für Jakobsweg, Kartenmaterial für Deutschland, Schreibblock, Stifte, geeignete Verstaumöglichkeit für Dokumente und Geld


Wir sind sicher, dass zu dieser Liste noch eine ganze Reihe von Dingen hinzugefügt werden müssen. Aber wir kennen die Problematik ja noch aus vergangenen Zeiten. Irgendwie kriegen wir letztlich schon alles unter. Zunächst beschäftigen sich der Russe und Otti aber eher mit ihren musikalischen Ergüssen. Am kommenden Freitag treten sie beim Heiligenstädter Stadtfest mit ihrer Band "The Skills" auf, bis dahin wird fleißig geübt - und seitens des Russens durch den Schlamm gekrabbelt.

Manuel

Der Russe   Der Otti

Freitag, 31. August 2007

Eine verrückte Idee..

Gut zwei Jahre ist es inzwischen her, dass wir uns mit dem Fahrrad auf den Weg durch die Niederlande machten. Wir, das waren Oliver Szymkowiak - alias Kowiak -, Tobias John - alias Otti, Waldemar Schleicher - alias "Der Russe" und ich, Manuel Kühn, alias Manuel Kühn. In Erinnerung daran habe ich gerade keine Mühen gescheut und ein Foto herausgesucht, welches uns kurz vor unsere Abreise zeigt. Mit dem Zug fuhren wir damals nach Aachen, von dort aus ging es in zehn Tagen insgesamt 650 Kilometer durch die Niederlande - zur Küste und auf anderem Weg wieder an die deutsche Staatsgrenze.



Einiges hat sich seither getan. Wir vier nutzten unsere bahnbrechenden Erkenntnisse, die wir in Holland gesammelt haben, zur Erstellung einer monumentalen Seminarfacharbeit und legten schließlich im Frühjahr diesen Jahres das Abitur am Lingemann-Gymnasium Heiligenstadt ab. Große Pläne wurden seither geschmiedet.

Der Russe, links im Bild, wurde zum 1. Juli zur Bundeswehr eingezogen, fristet seither sein Dasein im bayerischen Regen. Das soll nicht heißen, dass das Klima in unserem südlichen Nachbarbundesland ihm alles andere als behagt. Stattdessen gibt es im Bayerischen Wald tatsächlich ein beschauliches Städtchen mit dem Namen Regen. Nach Beendigung seiner Armeelaufbahn plant der Russe Studien im kulturanthropologischen Bereich und möchte schließlich den Einstieg in die Filmbranche schaffen.

Kowiak, Zweiter von links, wurde ausgemustert und erhielt nach bangem Warten zum jetzt folgenden Wintersemester 2007/08 einen Studienplatz im Fach Medieninformatik an der HS Harz in Wernigerode, den er voller Begeisterung und Vorfreude annahm.

Dann gibt es da noch Otti - rechts im Bild - und mich, direkt daneben. Auch wir wurden beide ausgemustert und planten, im kommenden Semester ein Studium aufzunehmen. Otti begeistert die Juristerei, mich die Betriebswirtschaft. Ja, wir sind wahrlich beide sehr innovativ bei der Wahl unserer Studienrichtung. Otti bekam leider nicht den erhofften Studienplatz an der Uni Göttingen und plante im Anschluss, ein zulassungsfreies Jura-Studium an der Uni Jena aufzunehmen und eventuell später nach Göttingen zu wechseln. Ich habe mich an relativ vielen Hochschulen beworben, in einer ganzen Reihe von BWL-Fachrichtungen. Letzte Woche ergab es sich jedoch, dass Otti, ich und Martin, ein weiterer guter Kumpel, bei einem oder auch fünf Bier über die Zukunft philosophierten und feststellten, dass uns die Studienvorhaben für die nahe Zukunft eher schlecht als recht behagen. Uns kam die Idee einer großen Wanderung, durch mehrere Länder Europas. Relativ schnell musste ich die Idee allerdings verwerfen. Meine von Natur aus geschädigten Füße erlauben es mir leider nicht, deutlich mehr als 10 Kilometer am Tag zurückzulegen. Für eine große Wanderung ist das nicht ausreichend, insofern man nicht mehrere Jahre unterwegs sein will. Wir erinnerten uns also unserer Fahrradtour aus dem Jahre 2005.

Otti und ich entschieden, unsere Studien für diesen genialen Plan um ein Jahr zu verschieben. Martin überlegte auch für einen Moment, hatte allerdings schon eine Wohnung in Salzgitter gefunden und sich somit bereits für die nächste Zeit an sein Studium gebunden. Am letzten Wochenende fragten wir also den Russen, was er von einem solchen Trip hielte. Wie erwartet zeigte er sich hellauf begeistert, endet seine Dienstpflicht doch Ende März 2008. Kowiak zog leider vor, im Oktober sein Studium aufzunehmen, statt uns zu begleiten und die alte Mannschaft zu vervollständigen.

So entschieden wir, Anfang April kommenden Jahres eine Fahrradtour zu starten - eine große Fahrradtour. Vorerst veranschlagtes Zeitfenster: 140 Tage. Etwaige Kilometerzahl: 8000. Was unsere Eltern davon halten? Nichts. Aber sie legen uns auch keine Steine in den Weg. Wahrscheinlich werden sie uns in den kommenden Monaten auch helfen, wo sie können.

Was soll in den nächsten Monaten geschehen? Hauptsächlich müssen wir alle Geld verdienen. Wir sind auf gutem Weg. Des weiteren? Trainieren. Funktionstüchtige Fahrräder besorgen. Ausrüstung kaufen. Pläne machen, wie bei Krankheit, Pannen und schlechter Laune zu verfahren ist. Eine halbwegs detaillierte Route planen. Hier ein erster grober Plan:



Sieht verrückt aus. Finden wir auch. Aber wir drei tendieren sowieso häufiger zu Verrücktem. In den kommenden Monaten werden wir hier der Welt unsere Vorbereitungen auf die große Reise offenlegen. Wir werden versuchen, die nötige Technik zu besorgen, um auch während unserer Tour vom April bis August 2008 hier Bericht erstatten zu können.

Ein großes Problem haben wir noch. Wir brauchen einen vierten Mann. Das wäre erfahrungsgemäß für das Klima untereinander und allerlei Umstände während der Reise äußerst hilfreich. Zwei Kandidaten haben wir eventuell in Aussicht. Fest steht leider noch gar nichts diesbezüglich. Ich hoffe, wir finden noch jemanden, der genauso verrückt ist wie wir.

Wir sind gespannt, was aus unseren hochmütigen Plänen wird. Ich hoffe, ihr Leser seid das auch, ob wir euch nun persönlich kennen oder nicht. So viel als Einleitung, Fortsetzung folgt.


Es grüßt,
Manuel