Sonntag, 6. Januar 2008

Was wir bereits erwarben und was nicht | Fakten 1.1

Für 500 Euro weniger sind der Russe und ich nun also verantwortlich, dafür aber um ein empfindliches und pflegebedürftiges Ross reicher, das uns in 91 Tagen zum zuverlässigen Begleiter und Nutztier werden soll. Bis es soweit ist, so riet man uns, mögen wir die Rädern kräftig einfahren, insbesondere herausfinden, inwiefern die jetzigen Sattel die richtigen für uns seien. Pauschale Aussagen, welcher Sattel für lange Strecken zu empfehlen ist, gäbe es nicht, so Fahrradexperten in intimen Gesprächen. Entsprechend werden wir es selbst herausfinden müssen. Bleibt zu hoffen, dass die Temperaturen in den kommenden Wochen gelegentlich einige Grad über dem Gefrierpunkt liegen mögen.

Das multiple Vorhandensein eines bestimmten Fahrradtyps bringt einen wichtigen Vorteil mit sich. Wir brauchen die nötigsten Ersatzteile ob ihrer globalen Einsatzfähigkeit in geringerer Stückzahl. Dies spart Ballast. Für die dennoch zu transportierenden Güter gibt es Taschen am Fahrrad. Große Taschen. Wir haben alle vier denselben Gepäckträgertaschensatz erworben. Er besteht aus drei Taschen massiver Natur, die zusammen laut Hersteller 48 Liter fassen. Trotz scheinbar guter Verarbeitung und relativ geringerem Gewicht waren sie durchaus erschwinglich.

Anders als der Russe sind wir drei anderen noch nicht im Besitz von Fahrradhandschuhen und genitalpolsternden Kleidungsstücken. Zudem fehlt den meisten von uns noch geeignete Bekleidung zum unbeschadeten Überstehen von Niederschlägen meteorologischer Natur - Regenhose und Regenjacke. Auch ansprechende Kopfbedeckungen warten noch im gut sortierten Fachhandel auf uns, ebenso Lenkertaschen für Keule und den Russen sowie ein Fahrradcomputer für mich und was weiß ich noch wen.

Auch bin ich bisher wohl der einzige, der eine Haftpflichtversicherung sein Eigen nennt. Wie die anderen drei dies handeln, wird sich zeigen. Privater Krankenversicherungsschutz wurde global noch nicht besorgt, ebenso ein schönes Zelt. Da gibt es aber bereits konkrete Vorstellungen. Diese werden wir in den kommenden Tagen und Wochen ebenso diskutieren wie die Problematik des mobilen Kochens.

Statt weiteren großen Worten ein noch größeres Bild zum Abschluss. Der Russe erwähnte es bereits in seinem komplementären Artikel. Es zeigt ihn im hocherotischen Radlerkostüm, das sich neben seiner aphrodisierenden Wirkung auf alle Tiere und Pflanzen im Umkreis von zwanzig Metern besonders durch die ausgezeichnete Polsterung im Genitalbereich auszeichnet. Nach großem Spaß beim Anprobieren verliebte sich der Russe spontan in sein Spandex-Kostümchen und beschloss, es mit auf Europareise zu nehmen.



Weiteres folgt.

Manuel

Samstag, 5. Januar 2008

Der Erwerb des Konsumguts Fahrrad - Praktisch und DEOREtisch

Einen wunderschönen, guten Lebensabend, Leserschaft. Normalerweise ist es ja Manuel Kühn, der euch hin und wieder mit Neuigkeiten betreffend unseres Plans versorgt... aber nicht heute. Kühn ist nicht Microsoft. Er soll kein Monopol haben auf diesen von ihm eingerichteten und von ihm geführten Blog. Das werde ich nicht erlauben, denn ich bin unterbeschäftigt. Zwei oder drei Leute kennen mich als Waldemar Schleicher. Andere nicht. Die nennen mich den Russen. Ich berichte jetzt von Deore.

Auch für Heiden wie mich hat die Weihnachtszeit gewisse Vorzüge. Urlaub zum Beispiel. Dank der verblüffenden Popularität von Jesus von Nazareth und der damit vebundenen alljährlichen Zelebration seiner Geburt beschenkte mich mein lustiges Bataillon mit zwei Wochen Ruhe vor sich selbst. Dadurch ergab sich Gelegenheit, sich mal nach ein paar Stück Ausrüstung für die Europabesichtigung umzuschauen. Der Tag war Mittwoch, und das Datum betrug den Dritten Ersten 2008. Zu viert begab man sich nach Uder. Zur Erinnerung, diese Vier sind der Ich, der Keule, der Manuel und der Otti. (Der Keule, der Manuel und der Otti sind meine Freunde.) Der gute Herr Schneemann hatte nämlich von einem sagenumwobenen und mythenumsponnenen Fahrradhändler erzählt, der in diesem Gekäffe sein Unwesen treiben sollte. Wir fanden diesen Mann. Gott, wie wir ihn fanden. Verkauft hat er uns im Endeffekt nichts, und das tut mir fast leid. Denn er wandte mehr als eine Stunde auf, uns die Welt zu erklären, und mit Welt meine ich Fahrräder. Wir betraten seinen Hinterhofladen mit naiven Hoffnungen und ohne Schambehaarung, und wir verließen ihn als Männer, als Erleuchtete, als Zenmeister des Fahrrads. Freilaufnarbe schlecht, Kassettennarbe gut, Getriebenarbe godlike und so teuer wie ein Automobil. Geöste Felgen und Pletscher-Gepäckträger sind deine Freunde. Weiterhin ist es anscheinend von großer Wichtigkeit, dass Gangschaltung und Bremsen und Furz und Scheiße am Fahrrad alle vom selben Hersteller sind. Shimano nämlich, weil offenbar nur Shimano sowas baut. Vielmehr sollten diese Dinge alle optimalerweise von der selben Qualitätsstufe sein, weil Teile einer solchen Stufe aufeinander am Besten abgestimmt sind. Wir nahmen freudig neue Begriffe in unseren Wortschatz auf: Tourney zum Beispiel, der Golf unter den Fahrradteilen. Eine Qualitätsstufe für den Pöbel, billig und weit verbreitet. Acera und Alivio, noch mehr fremdartige Worte, die beiden nächsthöherwertigen Baugruppenserien bezeichnend. Und dann: Deore. Deore, das ist gutes Zeug. Wir ließen uns ziemlich lange dünnelabern und sahen uns im Katalog des Händlers einige Fahrräder an, die unseren Ansprüchen - unter Berücksichtigung unseres neuerworbenen Wissens natürlich - genügten und unser Budget nicht sprengten. Wir bekamen eine gewisse Vorstellung, durch was für Gefilde wir da wateten. Unbeirrt! ja, unbeirrt! sag ich, so zogen wir noch am selben Abend weiter ins ferne Göttingen, um uns dort in einem großen, fetten Fahrradprotzladen nach günstigen Alternativen zu den Preisen des Udermenschen umzusehen. Wir wurden fündig. Es war Liebe auf den ersten Blick. Es war... Deore. Überraschung, aber auch Vorsicht ritt uns wie ein Kleinwüchsiger eine Bergziege reitet, als wir diese Räder fanden. Sie waren für 500 europäische Währungseinheiten das Stück zu haben und mit der - wie wir nun wussten - hochwertigen Baugruppenserie DEORE ausgestattet. Ein Komplettsatz, so wie das Optimum es verlangte. Kühn und ich beschlossen, unseren Durst nach Zweirad mit diesem Cobra CT 4.0 zu stillen.

Es vergehen zwei Tage. Man stelle sich einen Zusammenschnitt vor, der innerhalb weniger Sekunden zeigt, was sich in diesen zwei Tagen tut, wer von uns was macht, und dass eben zwei Tage vergehen. Und bäm! plötzlich ist es Freitag und wir sind zu viert in Göttingen. Im Fahrradprotzladen. Kaufen Räder. Das SLT 700 von einem Hersteller, dessen Name mir entfleuchte, hatte es Mittwoch in die Engere Auswahl geschafft. Am Freitag verließ es diese. Wir kauften die Cobras. Und Zubehör. Man kaufte ein wenig Zubehör. Der Kühnkowsky erwarb Hörnchen, also senkrechte Griffe für sein Rad, damit er während der Fahrt die Stellung seiner Hände am Lenker ändern kann. Ich selbst habe nun einen Trinkflaschenhalter, eine Trinkflasche (spanischer Produktion) und ein Paar Fahrradhandschuhe. Jeder von uns Vieren nahm außerdem einen Satz prächtiger Taschen für den Gepäckträger mit nach Hause, Gesamtfassungsvolumen pro Satz: 48 Liter. Schön groß, formstabil. Für die Tour werden wir alle solche ulkigen Fahrradhosen brauchen, die im Schritt Polster im Form eines Fahrradsattels haben. Ich habe die Ehre, zu verkünden, dass ich als Allererster in unserer Besetzung ein Bekleidungsstück mit ebensolcher Polster- und Schutzfunktion mein Eigen nenne. Obwohl das jetzt nicht direkt eine Hose ist. Es ist eher etwas, was Anfang des 20. Jahrhunderts diese Kraftprotze auf Jahrmärkten trugen, wenn sie für die Kinder riesige Eisenkugeln stemmten und schnurrbarteten. Ich will verdammt sein, wenn es nicht in erschreckend naher Zukunft in diesem Blog Bildmaterial davon gibt.

Bäm. Samstag. 05.01.2008.
Ich unternahm eine Jungfernfahrt mit dem frisch erworbenen Fahrrad. Man beachte die sexuellen Implikationen des Begriffs "Jungfernfahrt". Gemäß diesen (Implikationen) durchstieß ich gestern den Hymen meines Fahrrads und machte es damit - nach Ansicht der meisten Kulturen dieser Erde - wertlos für den Heiratsmarkt. Und es fühlte sich gut an. Es war zwar ungewohnt, so hoch zu sitzen (mal nicht in Embryonalhaltung, die Position, in der ein haltungsgeschädigter Filmjunkie den Großteil seines Lebens verbringt) und die Beine durchzustrecken, und es hat gepisst, und ich musste durch Schlamm fahren, weil ich meine Strecke unweise wählte - aber das Rad enttäuschte mich nicht. Deore is halt Deore, ne. Schaltet so weich wie Weichteile. Mein erster Eindruck macht mir Hoffnungen. Jetzt gilt es, das Gerät bis zum AUFBRUCH noch über mehrere Wochenenden vernünftig einzufahren und dann noch mal zur Inspektion zu bringen - so wie der unglaublich qualifizierte Uderer Fahrradverschacherer es riet. Nun. Das neue Jahr ist bereits nichts Neues mehr, und es sind noch 3 Monate und 1 Tag, bis wir endlich aufbrechen dürfen. Bis dahin habe ich noch ganz viel Armee vor mir. Wenn es mich mal wieder überkommt, werde ich euch weitere rätselhafte Botschaften durch diesen Blog übermitteln. Bis dahin, Friede den Titten, Krieg den Verletzen,

Gruß und Servus und Serberus,

Dä Russä