Freitag, 23. November 2007

Mit Freude in den Advent - Zweites Taschenmesser gefunden!

Über viele Wochen haben wir gezweifelt, ob Ottis Taschenmesser ganz im Alleingang die Strapazen unserer großen Reise auf sich nehmen kann, muss und will. Kürzlich konnten wir zur Freude aller in süffiger Atmosphäre ein zweites, äußerst gut ausgestattetes Taschenmesser von unserer Idee begeistern und innerhalb kürzester Zeit für unsere Rundfahrt gewinnen. Ausgerüstet mit Gabel und Löffel, Korkenzieher und Flaschenöffner, gar in der Mitte teil- und somit an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig einsetzbar. Edel schaut es drein, mit einem Glanz, der nur vor Abenteuerlust strotzt. Es wirkt beinahe, als könnte es die Monate bis zum 7. April kaum noch an sich vorüberziehen lassen, ohne gegen widerspenstige Konservendosen und edelste Korken anzutreten, die während unsere Zeit in Frankreich scheinbar unbezwingbar zwischen uns Reisenden und köstilchem Cabernet Sauvignon der 1999er Weinlese feststecken werden. Otti, Russe und ich freuen uns sehr, dieses unglaubliche Multifunktionswerkzeug in unseren Reihen Willkommen heißen zu können.


Achso. Übrigens. Keule, bürgerlich Matthias Schneemann kommt mit nach Europa. Das Taschenmesser hat diese Bedingung gestellt. Konnten wir natürlich nicht ablehnen. Keule leistet gerade - und wie der Russe beim Bund noch bis zum 30. März - seinen Zivildienst im St. Vincenz Krankenhaus in Heiligenstadt ab und wohnt entsprechend auch im selben Ort wie wir anderen drei. Keule trinkt gern ein kaltes Feierabendbier, ist aber gelegentlich auch mit Hansa oder einem Schnäpschen zu begeistern. Seine weiteren Hobbys sind Diddl, Nudelsuppe, Biene Maja und Lesen. Wie Russe und ich besitzt er noch kein geeignetes Fahrrad für die Reise. Das werden wir aber bald ändern. Untenstehend noch ein künstlerisch äußerst wertvolles Portrait unseres vierten Mitstreiters, der uns in puncto Verrücktismus und Verlangen nach Selbstzerstörung in nichts nachsteht. Sonst würde er wohl auch nicht mitkommen. 136 Tage und Nächte bleiben ihm noch bis zum geplanten Abreisetag. Ob das reicht, um genug Entspannung und Energie zu tanken, um es anschließend für einen ebenso langen Zeitraum mit uns drei Schelmen auszuhalten?


Eine gute Nacht wünscht
Manuel

Mittwoch, 14. November 2007

Französische Apfelbäume - Fluch oder Segen?

Irgendwas stimmt nicht. Eine merkwürdige weiße Schicht hat heute am späten Nachmittag mein Auto bedeckt - und auch die Wiese vor dem Haus. Google konnte mir bei der Suche nach einer Erklärung nicht sonderlich weiterhelfen. Auf die Anfrage nach einer "weißen Schicht" erhielt ich nur Informationen über Kaugummis und Lektionen in Werkstoffkunde. Dass der erste Sportplatz von Borussia Dortmund die "Weiße Wiese" war, weiß ich nun auch. Nähere Infos zur mysteriösen weißen Verfärbung an Autodach und Rasen habe ich letztlich nicht gefunden. Das spielt eigentlich auch keine große Rolle. Was ich eigentlich sagen wollte: Mir ist kalt. Ich glaube langsam selbst daran, dass eine Jacke unter gewissen Umständen einen Zweck erfüllen kann. Überhaupt ist es im Freien kaum noch auszuhalten. Es ist seit einiger Zeit rund um die Uhr dunkel. Sowohl wenn ich aufstehe, gegen siebzehn Uhr, als auch wenn ich mich schlafen lege, etwa um sechs. Eigentlich bin ich ein Freund der Dunkelheit. Ab und an würde ich mich aber auch über einen kleinen Sonnenstrahl freuen. Auch die Bäume sehen komisch aus, soweit ich das bei permanenter Dunkelheit beurteilen kann. Irgendwas fehlt an Ihnen. Vielleicht sind es die Vögel, die nachts natürlich nicht Zwitschern.

Jedenfalls scheint mir in diesen Tagen die von uns getroffene Entscheidung als äußerst gut, erst im April auf große Reise zu gehen. Ich hoffe, die Natur hat sich bis dahin wieder normalisiert und zu einem üblichen Tag- und Nachtwechsel zurückgefunden. Auch wärmer könnte es sein, wenn wir nicht auf den Fahrrädern erfrieren wollen. Ich bin diesbezüglich einfach mal recht optimistisch, schließlich beginnt auch die Urlaubsvorsaison in den Wochen nach Ostern so langsam, in der sich vor allem Rentner und Kinderlose dem Sonnenbaden in Südeuropa hingeben wollen. Dass diese wegen einer verrückt spielenden Umwelt in 2008 ausfallen soll, ist mir glücklicherweise noch nicht zu Ohren gekommen. Vielleicht kennt ja einer meiner Mitstreiter die Antwort auf diese Wetter- und Helligkeitsphänomene. Ich sollte möglicherweise einen der beiden fragen, ehe ich mir noch länger den Kopf darüber zerbreche. Wenigstens bin ich mir inzwischen ganz sicher, dass es keine Globale Erwärmung gibt. Man muss schon so einige Hebel in Bewegung setzen, um mich dazu zu bringen, draußen eine Jacke zu tragen. Diese grimmige Globale Erkältung (man beachte die Großschreibung, ich habe ein Monster geschaffen) hat mich soweit gebracht.

Eigentlich tut dies aber alles nichts zur Sache - zum zweiten Mal. Ich wünschte, ich könnte viel Neues berichten. Kann ich aber nicht. Keine Zweifel an den bestehenden Plänen, aber auch kaum neue Ideen oder genauere Überlegungen. Otti berichtete mir vor einigen Tagen, er habe Großes geleistet, was die Vorbereitung unserer Tour angeht. Stolz schickte er mir ein Foto von seinem Taschenmesser, dass er kurz zuvor geschärft hatte. Eine unschlagbare Allzweckwaffe sei das Messer, praktisch für alles verwendbar. Neben dem Öffnen von Verpackungen aller Art und der Verteidigung gegen diebische Franzosen plant Otti, mit seinem Messer einen Apfel zu Zerschneiden, um diesen im Anschluss unter einem französischen Apfelbaum genüsslich zu verspeisen. "Das wollte ich schon immer mal unter 'nem Baum liegend mit 'nem Messer machen", so der Hobbyradler zu mir - um mal für die Länge eines Satzes meinen sonst üblichen Schreibstil im Lokalteil einer regionalen Zeitung anzubringen. Das Höllenwerkzeug, die größte Innovation im Zuge unserer Tourplanung in den letzten Wochen, soll an dieser Stelle nicht mit falscher Bescheidenheit den versierten Lesern dieses Blogs vorenthalten werden.

Weiterhin hat Otti neulich angemerkt, man müsse effiziente Spanngurte mitnehmen, um die Ladung angemessen zu befestigen. Das ist richtig. Werden wir mitnehmen. Auch ausreichend und gute Planen brauchen wir, um bei Niederschlag das Gepäck vor Feuchtigkeit zu schützen. Auch das ist richtig. Details müssen wir uns hierzu noch überlegen. Allzeit trockene Fracht hat jedenfalls eine sehr hohe Priorität. Weitere glorreiche Ideen fallen mir im Moment nicht ein. Ich selbst hatte auch nicht allzu viele geistige Ergüsse in diese Richtung in den letzten Wochen. Über Mobilfunktechnik habe ich mir einige Gedanken gemacht. Im Moment bin ich der Ansicht, auf allzu moderne Geräte verzichten zu können und eventuelle Zeitungsberichte und Weblogeinträge zunächst handschriftlich zu verfassen, um diese bei Gelegenheit im Internet-Café abzutippen und online zu stellen. Entscheidungen stehen noch aus.

Der Russe ist immernoch bei der Bundeswehr, mehr oder weniger glücklich damit. Am 31. März ist er damit fertig. Provisorisch haben wir Montag, den 7. April als Abreisetag definiert. Rückkehr Mitte August. Mal sehen, ob diese Termine zu halten sind.

Die Suche nach einem vierten Mann dauert an. In Klausur.

Sobald es wieder etwas Neues zu berichten gibt, wird dies hier zu lesen sein. Bis dahin einen fröhlichen, dunklen und bitterkalten November.

Manuel

Die Überschrift wurde auf Vorschlag von Otti nachträglich von "Konstruktive Untätigkeit - Fluch oder Segen?" zur jetzigen geändert. Beide Varianten Meisterwerke in Form und Vollendung.