Montag, 5. Mai 2008

Ryanair 4457, Biarritz to Frankfurt-Hahn.

Vorgestern Abend fiel mir, dem Tourchef Manuel, auf, dass ich zu Beginn unserer Reise vor lauter Aufregung meinen Teddy zu Hause vergessen hab. Dieser Zustand ist, seitdem ich ihn festgestellt habe, für mich absolut inakzeptabel. Es ist mir nicht mögilch, ein weiteres Mal in diesem ach so furcherregenden Europa ruhig einzuschlafen, ohne meinen Teddy im Arm zu halten. Und so ließ ich mir eine diabolische Geschichte einfallen.

Am Tag, beziehungsweise Abend, der vor dem gestrigen stattfand, war ich mit dem Russen noch ein wenig unterwegs, während die anderen beiden Halunken bereits schliefen. Wir trafen die örtliche Jugend, kommunizierten und tranken ein wenig mit ihnen. Ich fingierte daraufhin einen kleinen Unfall mit meinem Knie, tat so, als sei die Kniescheibe heraus und wieder rein gesprungen. Ich humpelte zu meinem Schlafplatz, verbrachte dort die Nacht.

Gestern Morgen verkündete ich dann lauthals, ich könne nicht Fahrrad fahren an diesem Tag, müsste stattdessen einen Arzt aufsuchen. Ein freundlicher Mann fuhr mich und Keule ins etwa fünfzehn Kilometer von hier, Andoain, entfernte Krankenhaus nach San Sebastian, bzw. Donostia, wie die Basken die Stadt nennen. Dort stellte man doch tatsächlich eine Patellaluxation (Kniescheibenrausspringdingens) fest. Behandlung: Keine OP, stattdessen ein entzündungshemmendes Medikament und Ruhe. Sieben bis zehn Tage so wenig wie möglich laufen, verkündete man mir. An Radeln sei schon gar nicht zu denken.

Mein Plan ging also auf. Ich suchte gestern Abend einen Flug heraus, der mich morgen mitsamt Gepäck zurück nach Deutschland bringt. Ryanair 4457, Abflug um 13.20 Uhr, Landung gegen 15.15 Uhr. Während die anderen Jungs in den kommenden Tagen fleißig die spanische Hochebene erklimmen und den Jakobsweg entlang radeln, werde ich also zu Hause gemütlich meinen Teddy abholen. Je nach Lust und Laune werde ich dann, in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit, wieder zurück zu Gruppe stoßen können.

Eine zweite Diagnose in Deutschland wird folgen, danach wird das weitere Vorgehen entschieden. So leicht kommen die drei Racker mich nicht davon. Ohne mich sind sie ja so hilflos.


Es grüßt aus der absoluten Einsamkeit der baskischen Kleinstadt Andoain,

ein kühner Manuel, der am fünften Tage des Monats Mai, im Jahre des Herrn Zweitausendundacht, gerade als die Sonne am höchsten stand, von seinen drei Kameraden hier zurückgelassen wurde, und seither den Tag mit Lesen und Schreiben in der spanischen Frühlingssonne verbringen musste. Was die anderen wohl gerade tun, weiß nur der Wind. Und der verrät es mir nicht. Vielleicht weißt mein Taxifahrer mehr, der mich moren um halb zehn hier abholt.

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