Mittwoch, 4. Juni 2008

Alarm fuer des Russens Cobra 11 - Die Autobahnpolizisten

Cobras sind was geiles, vor allem als Fahrrad. Mein gutes, schnittiges Cobra hat die letzten nunmehr 56 Tage Tour ohne jegliche Pannen überstanden. In Lugo hab ich meinen hinteren Mantel gewechselt, weil der heruntergefahren war, aber das ist ja normaler Verschleiß. Otti hatte aber bereits seine blöden Tretarme kaputtgemacht, und heute musste er sich wieder neue Pedale kaufen, weil die locker waren. Und Keule... ja, der Keule.

Sein Hinterreifen hatte ja immer die Angewohnheit, Schläuche zu zerstören. 3 oder 4 Mal musste man flicken oder wechseln. Der Verdacht kam auf, dass der Mantel schlecht sei, zu dünn. Einige Kilometer vor Castelo Melhor (Portugal) wurde dann der Beweis für diese Theorie sichtbar - der Mantel war gerissen. Wir konnten 15 km weiterreiten, dann explodierte der Schlauch und unsere Helden waren gezwungen, in die nächste Stadt zu schieben. Problematisch bei dieser Panne war, dass in Portugal Keules Mantelformat anscheinend nicht existiert. In dieser ominösen "nächsten Stadt" gab es zwar Fahrradläden, aber nichts Passendes.

Abends flickte Otti den Mantel mit Nadel und Faden. Den ganzen Tag war vor Stolz und Selbstbeweihräucherung seinerseits keine Rettung mehr: das Produkt seiner Fertigkeit riss zwar irgendwann ein wenig auf, brachte uns aber fast 40 km weit bis nach Vilar Formosa an der Grenze zu Spanien. Seit diesem erfrischend touristengerechten Örtchen reist Keule am Vorderreifen mit Rennradmantel und -schlauch. Was anderes gab es in der Groesse nicht. Hält bisher aber sehr gut.

Jetzt sind wir wieder einige Tage in Spanien, haben Avila erreicht. Auch hier kein passender Mantel. Was soll's. Schauen wir halt in Madrid oder Valencia.

Ich nenne Vilar Formosa erfrischend touristenfreundlich, da die letzten Tage in Portugal uns durch bergiges Gelände mit steppiger Vegetation führten, wo die einzigen höheren Lebewesen pick-up-fahrende, arme Bauern und wilde Hunde waren. Letztere bellen gerne, präsentieren ihre hungergeformten Rippen und verfolgen dich dann mit all ihren unterernährten Freunden, bis ein Auto sie von der Fahrbahn scheucht. Spanien ist lässiger. Ohne wilder Hunde.

Allerdings wird es auch hier nicht langweilig. Wir wollten aus Ciudad Rodrigo nach Salamanca fahren, aber der Weg zur Nationalstrasse in die Richtung war nicht gescheit ausgeschildert, sodass wir auf die Autobahn kamen. Bei der Auffahrt waren Fahrräder nicht explizit verboten, also warum nicht. Die heilige Dreifaltigkeit der Europabesteiger befuhr die Autovia für etwa 10 km, bis sie an einer Raststätte von einem Polizisten aufgehalten wurde. Dieser erklärte auf spanisch mit gelegentlichen Englischeinwürfen, dass Fahrräder auf der Autovia nichts verloren hätten (wir wissen aber, dass das nicht immer wahr ist) und dass die Nationalstraße parallel verläuft. Der Mann war so gut, uns nicht mit Geldstrafen zu belasten, gebot uns aber, die Autbahn bei der nächsten Ausfahrt zu verlassen.

Wir taten dies. Und direkt am Kreisverkehr, der uns schließlich zur eigentlich geplanten Nationalstrasse führte, warteten die Kollegen unseres Polizisten und prüften genau, ob wir die Autovia auch wirklich verließen. Aber warum in aller Welt sollten wir auf einer mehrspurigen Autobahn strampeln, wenn genau parallel eine gänzlich unbenutzte Bundesstraße langführt?

Und heute haben wir wieder einmal Kontakt mit den lokalen Behörden aufgenommen. Wir saßen auf einer Bank und warteten, bis die avilanischen Läden endlich aus dieser absurden Mittagspause gingen, da kamen eine Frau und ein Mann in Uniform und wollten unsere Ausweise sehen. Wir bekamen die Dokumente wieder, nachdem der Kerl unsere Namen durch Funk durchgegeben hatte. "Was something wrong?", fragte Otti anschließend, und die Frau verneinte. Wahrscheinlich waren sie einfach neugierig. Vielleicht hatten auch vor 4 Tagen drei deutsche Fernradfahrer einen Schnapsladen überfallen und ein paar Leute abgeknallt. Waren aber wohl nicht wir. Ehrlich nicht.

So. Übermorgen wollen wir in Madrid sein und dann irgendwie zusehen, wie wir nach Valencia kommen. Der direkte Weg scheint nämlich nur über Autobahn zu verlaufen. Und wer es noch nicht weiß, wir wollten ja über Abrantes fahren, haben unseren Aufenthalt in Portugal aber gekürzt, um ein paar Berge mehr mitzunehmen. So sind wir halt, schlagen Haken wie die Hasen, haben aber dafür viel-viel längere Genitalien als diese dummen Nager.

Gruß an die Heimat, macht weiter gute Wurst, ehrt euer Brot und fahrt euch nicht so tot,

DER Russe.

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